Britischer Computereindringling soll an die USA ausgeliefert werden

Gary McKinnon, der in den Jahren 2001 und 2002 in diverse Netzwerke der US-Regierung eingedrungen ist, will die Entscheidung eines Londoner Gerichts anfechten.

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Der voriges Jahr in Großbritannien verhaftete Computereindringling Gary McKinnon wird in die USA ausgeliefert. Das hat laut britischen Medienberichten der Londoner Bow Street Magistrates' Court entschieden. Die US-Strafverfolger werfen dem britischen Staatsbürger vor, zwischen Februar 2001 und März 2002 von seinem Computer in London aus illegal in 97 Netzwerke eingedrungen zu sein, die von der NASA, der US Army, der Navy, Air Force und vom Verteidigungsministerium sowie von Bildungs- und anderen Institutionen betrieben werden. Dort hätten ihm bis zu 73.000 Computer offen gestanden. McKinnon will gegen die Entscheidung Einspruch einlegen.

McKinnons Anwalt hatte laut der BBC im Juli 2005 darauf hingewiesen, dass die USA kein Auslieferungsabkommen zwischen den beiden Ländern unterzeichnet hätten. Er befürchtete in der Gerichtsanhörung im April, sein Klient könne aufgrund einer "Military Order Number One" des US-Präsidenten im US-Internierungslager Guantanamo Bay auf Kuba untergebracht werden. Die Vertreter der US-Regierung versicherten hingegen, McKinnon werde fair behandelt und nicht vor ein Militärgericht, sondern vor ein Bundesgericht gestellt.

Britische Hacker kritisierten vor Kurzem, es gehe bei dem Verfahren um McKinnon nicht darum, die Computersicherheit zu fördern, sondern ein Exempel zu statuieren, um politische Bedürfnisse zu befriedigen. Die drohende Strafe von bis zu 70 Jahren Gefängnis und mögliche hohe Schadensersatzforderungen seien für die Vergehen, die McKinnon begangen haben soll, nicht angemessen. Während die US-Seite vom "größten Militärhack aller Zeiten" spricht, hatte McKinnon beteuert, er sei lediglich aus Neugierde durch die Netze gestreift, zum Beispiel auf der Suche nach zurückgehaltenen Informationen über UFOs.

McKinnon war bereits im März 2002 von der britischen Polizei verhaftet worden, wurde aber nicht angeklagt, da er die ihm vorgeworfenen Vergehen nicht in Großbritannien begangen haben soll. Im November 2002 erhob die Staatsanwaltschaft im US-Bundesstaat Virginia Anklage und forderte daraufhin die Auslieferung. (anw)