E-Plus-Chef Krammer: Mobilfunkpreise in drei Jahren halbiert

Im Vergleich zum österreichischen Mobilfunkmarkt, wo Michael Krammer bis April als tele.ring-Chef agierte, sei der deutsche "apothekerpreismäßig unterwegs". Und der Anteil des Mobilfunks an der Sprachtelefonie sei mit 16 Prozent noch sehr niedrig.

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"Meiner Meinung nach wird sich der Durschnittsminutenpreis in den nächsten drei Jahren halbieren", sagte E-Plus-Chef Michael Krammer gegenüber heise online. Im Vergleich zum österreichischen Mobilfunkmarkt, wo Krammer bis April als tele.ring-Chef tätig war, sei der deutsche "ein bisschen apothekerpreismäßig unterwegs." Während CleverOne, der nach eigener Aussage "günstigste Vertragstarif, den man am deutschen Mobilfunkmarkt kriegen kann", Gespräche in andere Mobilnetze ab 19 Cent erst bei erklecklichen Mindestumsätzen bietet, gibt es in Österreich einen grundgebührenfreien Tarif mit 6,9 Cent pro Minute in alle Netze. Ein anderer Prepaidtarif ermöglicht netzinterne Verbindungen für 1 Cent pro Minute. Der Preiswettbewerb in Deutschland habe erst begonnen. "Von 2005 auf 2006 hat sich im Preisgefüge etwas getan", erläuterte der Manager, "davor waren die Preise seit 2000 etwa stabil."

Profitiert hätten zuletzt vor allem Wenignutzer: "Für die Vieltelefonierer hat sich in Wahrheit noch wenig bewegt." Nach Verbrauch der Freiminuten würde das Telefonieren nämlich nicht billiger, sondern teurer – was sich aber radikal ändern werde. "(Die Minutenpreise) werden nicht sinken, sondern erodieren." Allerdings brauche der "Umerziehungsprozess der Konsumenten" Zeit, schließlich hätten diese jahrelang gelernt, dass Mobiltelefonieren teuer sei. Daher sei der Anteil des Mobilfunks an der Sprachtelefonie in Deutschland mit 16 Prozent noch sehr niedrig. In Finnland (67 Prozent), Portugal (58 Prozent) oder Österreich (62 Prozent) haben Handys dem Festnetz längst den Rang abgelaufen.

"Dieser geringe Mobilanteil in Deutschland ist eine schlechte und gute Nachricht zu gleich", meint der Österreicher. Schließlich ergebe sich daraus ein "enormes Wachstumspotenzial" für den Markt im Allgemeinen und E-Plus im Besonderen. "Eine Preiselastizität größer 1 ist möglich" – soll heißen, dass Preissenkungen zu so starker zusätzlicher Mobilfunknutzung führen können, dass der Umsatz trotz Preisreduktion steigt. Sein Unternehmen soll mittelfristig beim Umsatz zehn Prozent pro Jahr zulegen und dabei eine EBITDA-Marge von über 30 Prozent halten (Verhältnis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zum Umsatz).

Um für den Anstieg der mobilen Sprachtelefonie und in der Folge der mobilen Datennutzung gewappnet zu sein, müsse E-Plus das Mobilfunknetz ausbauen und gleichzeitig günstiger betreiben. Dazu soll ein Outsourcing von Netzerrichtung und -betrieb verhelfen. Die Entscheidung zwischen drei Anbietern (Ericsson, Alcatel/Lucent und Siemens/Nokia) wird in den nächsten Wochen fallen. Die Netzplanung wird jedoch nicht außer Haus gegeben.

Parallel ist eine Umschichtung bei den Arbeitsplätzen weg von der Verwaltung hin zum Vertrieb geplant. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen. "Wir haben zu wenig eigene Shops", betont Krammer. Deren Zahl soll von derzeit rund 190 auf 270 bis 300 Ende 2007 steigen, wofür zusätzliches Personal benötigt wird. Auch der Sitz des Hauptquartiers in Düsseldorf stehe zur Debatte, zumal der Mietvertrag Ende 2008 auslaufe. Das Gebäude sei zu klein, zu kostspielig und entspreche nicht mehr den technischen Anforderungen. In Frage kommen neue Standorte in Berlin und Düsseldorf.

Trotz aller Preiskampfrhetorik dürften sich die Deutschen aber nicht so bald über Sprachtarife a la Austria freuen: "Der Preiswettbewerb, wie er jetzt in Österreich geführt wird, ist ein irrationaler", warnt Krammer. "Da geht es nicht mehr um die Ausnutzung von Preiselastizitäten. Es ist ein Ausscheidungsrennen." Schließlich würden nur drei Netze (Mobilkom Austria, T-Mobile Austria und ein Konglomerat aus One und 3) übrig bleiben. "In Österreich rechnen sich viele Tarife nur über die (Einnahmen aus den) eingehenden Gesprächen", erklärt Krammer. "In Deutschland muss man den Effekt der Festnetzsubstitution erst stimulieren."

Immerhin: Seinen Bestandskunden verspricht E-Plus den Anstieg der Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel durch eine entsprechende Senkung der Nettopreise auszugleichen. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)