Russischer Internetdienstleister übergibt Geheimdienst vertrauliche Kundendaten

Auf Druck der Behörden hat das russische Unternehmen Yandex Daten über Kunden seines Bezahldienstes dem Inlandsgeheimdienst FSB überlassen.

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Der russische Internetdienstleister Yandex, der in den USA an die Börse gehen will, hat dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB vertrauliche Informationen über einen Kunden ausgeliefert. Dabei handele es sich um Daten rund um Spenden an den Blogger Alexei Navalny, die über den Bezahldienst "Yandex Dengi" abgewickelt wurden, berichtet der britische Sender BBC. Navalny betreibt die Whistleblower-Website RosPil, die sich vor allem der Korruption der russischen Behörden und in staatlich geführten Unternehmen widmet. Über Yandex Dengi hat Navalny laut Medienberichten von rund 100 Personen 6,2 Millionen Rubel (153.000 Euro) eingesammelt.

Navalny vermutet, die von Yandex über die Spenden herausgegebenen Daten habe der FSB auch an Dritte weitergegeben, berichtet das Wall Street Journal. Einige Spender seien angerufen und zu ihren Zahlungen für RosPil befragt worden. Die Jugendorganisation Nashi, die dahinterstecken soll, bestreitet dies.

Yandex, das nach eigenen Angaben mit einem Markanteil von 65 Prozent die in Russland populärste Internet-Suchmaschine betreibt, will seine Aktien demnächst an der NASDAQ handeln lassen und hat dafür bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission bereits Unterlagen eingereicht. Im Abschnitt zu den möglichen Risiken, die potenzielle Investoren eingehen, warnt Yandex davor, dass der Gesetzesrahmen in Russland noch jung sei und von einigen Unwägbarkeiten gekennzeichnet. Die Rede ist beispielsweise von Straf- und Justizbehörden, die möglicherweise nicht ausreichend unabhängig von gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Kräften seien.

Yandex warnte auch davor, dass russische Oligarchen versuchen könnten, die Kontrolle über Yandex zu übernehmen. Um sich davor zu wappnen, sollen alle an der Börse gehandelten Papiere nur eine Stimme bekommen, während die bisher schon verfügbaren Aktien der Altaktionäre bis zu zehn Stimmen haben sollen. Der Aufsichtsrat soll bei größeren Aktientransaktionen ein Vetorecht haben. Der russische Staat hat in Form einer "goldenen Aktie" der staatlichen OAO Sberbank eine indirekte Stimme. (anw)