Skimming: Zahl der Betrugsfälle steigt um 50 Prozent

Nach Angaben von Bundesregierung und Bundeskriminalamt hat es im vergangenen Jahr deutlich mehr Fälle von Skimming gegeben als noch 2009. Eine Trendwende ist nicht in Sicht, denn auch der Umstieg auf die EMV-Chips verspricht zunächst keine Linderung.

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Von
  • Ronald Eikenberg

Entwicklung der Skimming.Angriffe seit 2005

(Bild: Bundesregierung)

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat im vergangenen Jahr rund 50 Prozent mehr Skimmingfälle in Deutschland registriert als noch im Jahr davor: 2010 wurden hierzulande insgesamt 3183 Betrugsfälle gezählt, 2009 waren es 2058. Das gab das BKA am Dienstag in Berlin bekannt. Im Ausland ist die Zahl der Fälle mit deutschen Opfern demnach unterdessen leicht zurück gegangen: Statt 619 Fällen wie Jahr 2009 wurden im vergangenen Jahr noch 533 Fälle registriert. Bei jedem Fall handelt es sich um die Manipulation eines Geldautomaten oder Terminals, das BKA schätzt die Zahl der Opfer pro Fall auf etwa 60. Insgesamt sollen im vergangenen Jahr rund 190.000 Kartenkunden Opfer von Skimming geworden sein.

Entwicklung der Skimming.Angriffe nach Bundesländern

(Bild: Bundesregierung)

Auch die Bundesregierung äußerte sich im Rahmen ihrer Antwort auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken zu dem Thema. Demnach seien die Bankkunden immer glimpflich davon gekommen: "Der Bundesregierung sind keine Fälle bekannt, in denen Kunden, deren Kartendaten durch Skimming erlangt wurden, den Schaden selbst tragen mussten". Die Bundesregierung schätzt, dass durch Skimming 2010 ein Schaden von Runde 60 Millionen Euro entstanden ist. Das sind etwa 20 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

Die Gesamtzahl der in Deutschland ausgegebenen Debitkarten beziffert EKS laut dem Bericht der Regierung auf über 90 Millionen. Von der am 1. Januar dieses Jahres erfolgten Umstellung vom Magnetstreifenverfahren auf den EMV-Chip, den Kriminelle inzwischen auch auslesen können, erhofft sich die Regierung keine Trendwende: "Nach Ansicht der Bundesregierung bleibt das Risiko in unverändertem Umfang bestehen."

Zwar kann man die eingesetzten Chips noch nicht duplizieren, die illegal ausgelesenen Daten können Kriminelle jedoch auf eine Magnetkarte speichern und damit außerhalb Europas einkaufen gehen. "Das Missbrauchsproblem besteht also darin, dass Kreditinstitute immer noch Magnetstreifentransaktionen akzeptieren, die außerhalb der sog. SEPA-Länder (EU-Mitgliedsstaaten, Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz und Monaco) getätigt werden", erläutert die Bundesregierung.

Als Gegenmaßnahme könne man die Karten ohne Magnetstreifen an die Kunden ausliefern, was jedoch die Funktion der Karte im Ausland einschränken würde. "Anlässlich eines Gespräches im Bundesministerium des Innern hatte der Zentrale Kreditausschuss (ZKA) darauf hingewiesen, dass die Umstellung der Debitkarten auf Chip und die Abschaffung des Magnetstreifens Maßnahmen sind, die vielfältige Auswirkungen haben, insbesondere auch die Servicefunktionen der Karten ohne Magnetstreifen einschränken würden." Die Entscheidung, den Magnetstreifen abzuschaffen, müssten die Kreditinstitute ohnehin eigenständig fällen, da dem Kreditausschuss die zentrale Entscheidungsbefugnis fehlt.

Es gibt jedoch Alternativen zum totalen Aus, wie BKA-Präsident Jörg Ziercke anmerkt: "Erforderlich sind beispielsweise Mechanismen, die eine bewusste Kontrolle von Magnetstreifenumsätzen ermöglichen, das sogenannte 'Magstripe-Controlling'. Dieses beinhaltet Maßnahmen wie z.B. die Reduzierung der Einsatzmöglichkeiten der Karte nach Risikoländern, die Festlegung von Limits für Auslandsabhebungen durch das Kreditinstitut oder den Kunden, die Benachrichtigung von Kunden per SMS bei erfolgten Auslandstransaktionen oder die grundsätzliche Deaktivierung der Karte für den Einsatz in 'Nicht-Chip-Ländern' (Länder, in denen bislang ausschließlich der Magnetstreifen zum Einsatz kommt). Dabei müssen Kunden, die ihre Karten in 'Nicht-Chip-Ländern" einsetzen wollen, zuvor den Magnetstreifen ihrer Karte bei ihrer Bank "aktivieren" lassen."

(rei)