Microsoft: Zahl der infizierten Rechner in Deutschland verdoppelt

Der Softwarekonzern hat seinen Sicherheitsbericht für die zweite Jahreshälfte veröffentlicht, laut dem die Zahl der infizierten Rechner stark zugenommen hat. Die Kriminellen versuchen immer häufiger, durch Lücken in Windows und Java einzudringen.

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Von
  • Ronald Eikenberg

Die Zahl der in Deutschland infizierten Rechner hat sich mehr als verdoppelt, wie aus dem heute veröffentlichten halbjährlichen Security Intelligence Report von Microsoft hervorgeht. Während im vierten Quartal 2009 durchschnittlich 2,2 von 1000 untersuchten Rechnern in Deutschland mit Malware verseucht waren, wurde Microsoft im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres auf 5,3 von 1000 Rechnern fündig. Damit liegt Deutschland immer noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 8,7. Im vierten Quartal des Vorjahres betrug der weltweite Durchschnitt 7,0 von 1000 PCs.

Eine Ursache für den Anstieg der Infektionen in Deutschland sieht der Hersteller in den verbesserten Methoden der Angreifer: "Wir stellen fest, dass sich die Methoden der Cyberkriminellen weiterentwickeln, was der signifikante Anstieg von Phishing über soziale Netzwerke belegt", erläuterte Vinnie Gullotto von Microsoft. Gerade auch Nutzer sozialer Netze haben sich im vergangenen Jahr zu einem attraktiven Ziel für Phisher entwickelt: Waren soziale Netze im ersten Quartal lediglich für 8,3 Prozent der Aufrufe von Phishing-Seiten verantwortlich, beziffert Microsoft den Anteil im viertel Quartal auf 84,5 Prozent.

Insgesamt hat Microsoft im Rahmen der Studie weltweit 600 Millionen Rechner untersucht. Dabei wertet der Hersteller die anonymisierten Nutzungsstatistiken aus, die seine Antivirensoftware nach Redmond übermittelt.

Pornowerbung, Trojaner und Keygens: Was Microsoft auf den Rechnern deutscher Nutzer findet.

(Bild: Microsoft)

Mit 18,2 Prozent war die JavaScript-basierte Adware Pornpop für fast jede fünfte von Microsoft registrierte Virenwarnung in Deutschland verantwortlich. Pornpop öffnet beim Besuch der verseuchten Webseite ein Popunder mit Erotikwerbung. Echte Gefahr geht allerdings erst von dem Trojan-Downloader Win32/Renos aus, der mit 7,6 Prozent der zweithäufigste Malware-Fund war. Es folgen der ZeuS-Bot (Win32/Zbot) mit 6,9 Prozent und Conficker mit 5,2 Prozent. Auf 4,2 Prozent der Rechner aus Deutschland hat Microsoft Schlüsselgeneratoren für kommerzielle Anwendungen (Keygens) gefunden.

Seit dem dritten Quartal vergangenen Jahres zielen mit Abstand die meisten Angriffsversuche auf Java ab.

(Bild: Microsoft)

Als Einfallstor haben die Angreifer im vergangenen Jahr vor allem Java für sich entdeckt: Im dritten Quartal gab es vierzehn Mal so viele Angriffe auf Java wie im Quartal davor. Dieses hohe Niveau hielt auch im vierten Quartal 2010 an, wodurch mit Abstand die meisten Angriffe Java galten. Bei 85 Prozent der Java-Angriffe versuchten die Kriminellen, die beiden Sicherheitslücken CVE-2008-5353 und CVE-2009-3867 auszunutzen. Auch die Angriffe auf Windows haben im dritten Quartal aufgrund zweier Schwachstellen im Betriebssystem drastisch zugenommen. Um welche Lücken es sich handelt, lässt Microsoft offen.

Microsoft gelang es im Jahr 2010, fast 19 Millionen Rechner von Scareware zu befreien. "Die Softwareindustrie hat den Schutz der Verbraucher und die Aufklärungsmaßnahmen seit geraumer Zeit deutlich verbessert. Unsere Bemühungen machen sich bezahlt, aber wir dürfen jetzt nicht nachlassen", erklärte Gullotto. (rei)