Mehr Internet-Betrug, aber hohe Aufklärungsquote

Die Landeskriminalämter Nordrhein-Westfalen und Brandenburg melden große Steigerungsraten beim Betrug im Online-Handel -- vorwiegend durch Auktionen.

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Von
  • Detlef Grell

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen beobachtet große Steigerungsraten beim Betrug im Online-Handel. Häufig werde die Ware bei Internet-Auktionen gar nicht oder stark fehlerhaft geliefert. Andererseits gebe es Betrüger, die Ware orderten und mit Hilfe von Tricks nicht bezahlten. "Wirklich wirksam schützen kann man sich bei diesen auf Vertrauen basierenden Geschäften nicht", sagte Karl-Heinz Winkler vom Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen der dpa. "Wer betrügen will, dem gelingt das meistens auch." Allerdings müssten Internet-Betrüger auch fest damit rechnen, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Die Aufklärungsquote lag im vergangenen Jahr landesweit bei 96,6 Prozent.

Das Nachrichtenmagazin Spiegel stützt sich in seiner am kommenden Montag erscheinenden Ausgabe beim Thema Internet-Betrug auf Erkenntnisse aus Brandenburg. Auch hier stehen Straftaten im Rahmen von Online-Auktionen im Vordergrund. Das Landeskriminalamt Brandenburg ermittelte für das Jahr 2004 in einer Studie eine Zunahme der Delikte von 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach Angaben der Autoren kann die Untersuchung als repräsentativ für das gesamte Bundesgebiet gelten. Rund 90 Prozent der Taten entfallen demnach auf Nutzer des Internet-Anbieters eBay. Die fast 4000 Strafanzeigen allein in Brandenburg betreffen in erster Linie die klassischen Betrugsdelikte, aber auch die Hehlerei über Internet-Auktionen nahm im Vergleichszeitraum kräftig zu und stieg auf das Fünffache. Mitte September will die Polizeibehörde in Eberswalde das Ergebnis eines europaweiten Forschungsprojekts über Kriminalität bei Online-Auktionen veröffentlichen. Zusammen mit Fahndern aus den Nachbarländern werden darin auch gemeinsame Standards für die Verfolgung solcher Delikte entwickelt.

Stark zu schaffen macht den Ermittlern gegenwärtig das "Phishing", bei dem sich Internet-Ganoven den Zugang zu Online-Konten von Bankkunden ergaunern. Diese werden meist durch vorgebliche E-Mails von der Bank auf gefälschte Webseiten gelotst, wo sie PIN und TAN eingeben sollen. Oder die Zugangsdaten werden mit Hilfe von Trojanern ausgespäht, die dann den Computer des Kunden zum Absturz bringen. Bis zum Neustart haben die Betrüger oft schon hohe Geldbeträge abgehoben und auf Konten von Strohmännern transferiert. Wessen Computer beim Internet-Banking plötzlich und unerklärlich abstürzt, der sollte schnell seine Bank kontaktieren, rät die Polizei in Nordrhein-Westfalen.

Ob beim Phishing die Aufklärungsquote künftig auch so hoch gehalten werden kann, muss sich erst erweisen. Professionelle Phisher haben, wie heise online berichtet, raffinierte Methoden entwickelt, um über Strohmänner und quasi nicht verfolgbare Überweisungen mittels Western Union ergaunertes Geld in Sicherheit zu bringen. Wer sich als Strohmann auf diese Art der Geldweiterleitung auf Provisionsbasis einlässt, ist in jedem Fall der Dumme: Er kann anders als die Phisher leicht aufgespürt und dann wegen Geldwäsche belangt werden -- und nachdem er das Geld unrückholbar weitergeleitet hat, muss er damit rechnen, dass der Geschädigte die Überweisung auf das Konto des Strohmannes rückgängig macht, letzterer also den größten Teil des Schadens trägt. (gr)