Polizei verzeichnete 2010 Anstieg der Internetkriminalität

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 5,93 Millionen Straftaten und damit so wenig wie noch nie seit der Deutschen Einheit registriert. Die Zahl der Fälle von Internetkriminalität erreichte hingegen einen Höchststand.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 125 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die Zahl der Fälle mit Interkriminalität ist in Deutschland 2010 auf einen Höchststand gestiegen. In der am Freitag von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vorgestellten Polizeilichen Kriminalstatistik (PDF-Datei) für das Jahr 2010 wurden 246.607 Fälle mit dem "Tatmittel Internet" erfasst. Für die Vergleichbarkeit der Zahlen mit dem Vorjahr wurden die Werte eines 2009 noch fehlenden Landes herausgerechnet. Auf Basis der sich so ergebenden 223.642 Straftaten steigerte sich die Anzahl um 8,1 Prozent, heißt es in dem Bericht. Noch nie habe es so viele Straftaten im Internet gegeben wie 2010.

Anteile an Straftaten mit Tatmittel Internet

(Bild: Bundesministerium des Innern)

Bei gut 29 Prozent dieser Straftaten handelte es sich um Betrugsdelikte gegenüber knapp 38 Prozent im Jahr 2009. Die Verbreitung pornographischer Schriften über das Internet ging von 2,9 auf 2,1 Prozent zurück; 2008 waren es noch 6,2 Prozent. Im Unterbereich der Kinderpornographie verzeichnet der Bericht einen Rückgang um 17,3 Prozent auf 3160 Fälle. Der Anteil der Fälle, bei denen Daten ausgespäht und abgefangen wurden, stieg hingegen von 3,3 auf 4,2 Prozent. Die allgemeine Computerkriminalität ist im Jahr 2010 um 12,6 Prozent auf 84.377 Fälle angestiegen, heißt es weiter in dem Bericht. Das liege vor allem an den Fällen von Ausspähen, Abfangen von Daten, die von 32,2 Prozent auf gut 15.000 wuchsen, und an den um knapp 19 Prozent auf rund 28.000 gestiegenen Fällen von Computerbetrug.

Der Bundesinnenminister wies auf die "nahezu ungebremsten Möglichkeiten" hin, die das Internet eröffne. Sie schafften "auch mehr Anreize und Möglichkeiten zu ihrer missbräuchlichen Nutzung". Bei der Gelegenheit betonte er erneut seine Forderung nach Einführung der Vorratsdatenspeicherung. Es seien aber nicht nur Sicherheitsbehörden und der Gesetzgeber gefordert, sondern auch Anbieter und Nutzer des Internets. Sie müssten es sicher und sorgfältig nutzen. Das Internet dürfe kein rechtsfreier Raum werden.

Der hessische Innenminister Boris Rhein, Vorsitzender der Innenministerkonferenz, regte flächendeckende Fachkommissariate zur Bekämpfung der Internetkriminalität an, wie es sie in Hessen bereits gebe. Dabei sei es darum gegangen, die fachliche Kompetenz der Polizei bei ständig zu erweitern.

Insgesamt sank die Zahl der registrierten Straftaten von 6,05 Millionen im Jahr 2009 um 2 Prozent auf 5,93 Millionen und damit erstmals seit der Deutschen Einheit unter die 6-Millionen-Grenze. Die Aufklärungsquote war mit 56 Prozent so hoch wie noch nie seit Einführung der gesamtdeutschen Kriminalstatistik im Jahr 1993. (anw)