Zu dunkle 2D-Kinoprojektion wegen 3D-Technik

In den USA soll die Projektion in etlichen Kinosäle viel zu dunkel sein - wegen Überforderung der Filmvorführer. Hierzulande tritt das Problem offenbar bislang nicht auf.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 186 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Kann 3D-Kinotechnik zu dunkle 2D-Bilder verursachen? Diese kuriose Frage wird zur Zeit in den USA diskutiert. Auslöser war ein Artikel im Boston Globe, dessen Autor in mehreren US-Kinosälen ein deutlich zu dunkles Bild ausgemacht haben will. Laut Artikel tritt das Problem vor allem bei Kinos auf, die mit Sony-4K-Projektoren ausgestattet sind. Denn: Die für den 3D-Betrieb notwendigen Vorsatzobjektive bleiben laut Artikel oft auch bei 2D-Filmen am Projektor installiert, was die Helligkeit stark verringert. So schlucken allein die vorm Objektiv platzierten Polfilter die Hälfte des Lichts.

Ein Wechsel auf das für 2D-Filme eigentlich notwendige 2D-Objektiv sei für viele Filmvorführer angeblich zu zeitaufwendig – und auch zu fehleranfällig: Will der Vorführer den Projektor öffnen, sei beispielsweise ein "Internetpasswort" notwendig, heißt es im Artikel. Geht etwas schief, würde sich der Projektor einfach herunterfahren. Wegen solcher Risiken gelte bei einigen Kinoketten die unausgesprochene Regel, die 3D-Vorsatzlinse einfach auch bei 2D-Filmen am Projektor zu belassen. Dass der Objektivwechsel nicht ganz problemlos funktioniert, geht indirekt auch aus einem Infozettel des Filmstudios Warner Bros. für Kinobetreiber hervor: "Wenn möglich, 3D-Objektiv durch 2D-Objektiv austauschen", heißt es darin.

Bleibt die 3D-Doppeloptik auch im 2D-Betrieb am Projektor, sinkt die Bildhelligkeit immens.

(Bild: Sony)

"Wie US-Kinobetreiber mit unseren Produkten umgehen, kann ich nicht kommentieren", beantwortete Oliver Pasch, Chef von Sonys europäischer Digitalkinosparte unsere Anfrage zum Thema. Zumindest in Europa würden die Vorführer jedoch von Sony-Fachhändlern ausführlich geschult, und dazu gehöre auch der Wechsel vom 3D- aufs 2D-Objektiv. "Das dauert keine zehn Minuten", betont Pasch. Den Polfilter könne man sogar in wenigen Sekunden wegklappen. Dass die Projektoren für den Objektivwechsel geöffnet werden müssen, sei falsch, ein zusätzliches Passwort sei außerdem nicht erforderlich. "Es muss lediglich ein User angemeldet sein, und das erfolgt im Regelfall schon beim Hochfahren des Projektors", so Pasch.

In Deutschland findet man die Sony-Projektoren hauptsächlich in Kinosälen der Cinemaxx-Kette – andere Kinos setzen meist auf Konkurrenzprodukte mit DLP-Spiegeltechnik. Laut Cinemaxx-Pressesprecher Arne Schmidt könne das Objektivproblem jedoch hierzulande gar nicht auftreten, denn Cinemaxx zeige 2D-Filme bislang ausschließlich analog – aus "Verhandlungsgründen". Die Kinokette will erst umsteigen, wenn sich die Filmverleiher finanziell stärker an der Digital-Umrüstung beteiligen – schließlich würden die Verleiher am stärksten von der Digitalisierung profitieren. Sollten allerdings irgendwann auch 2D-Filme digital projiziert werden, so würde man bei Cinemaxx sicherlich Vorsorge treffen, um bestmögliche Bildqualität bieten zu können, so Schmidt.

Die Zuschauer können übrigens sehr einfach feststellen, ob das richtige Objektiv am Projektor installiert ist: Sitzt man in einem 2D-Film und kann im Projektionsfenster zwei Lichtstrahlen übereinander beobachten, steckt höchstwahrscheinlich das falsche Objektiv am Projektor. (jkj)