Weltverkehrsforum: "Mobilität wird sich verdreifachen"

Weltverkehrsforum: "Mobilität wird sich verdreifachen"

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

"Wir schätzen, dass Mobilität, gemessen als Summe zurückgelegter Passagier-Kilometer, sich bis 2050 verdreifachen wird. Und in Schwellenländern, wo die Menschen wohlhabender werden, Autos kaufen und generell mobiler werden, könnte sie sich sogar versechsfachen." Diese Erwartungen äußerte Jack Short, Generalsekretär des International Transport Forum (ITF) im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur zum Auftakt des vierten Weltverkehrsforums, das noch bis Freitag, den 27. Mai 2011 in Leipzig stattfindet.

Unter dem Dach der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) versteht sich das ITF als Denkfabrik für die Zukunftsfragen von Verkehr, Logistik und Umwelt. In diesem Jahr treffen sich in der sächsischen Metropole Vertreter aus 52 Ländern zu Beratungen unter dem Titel "Verkehr und Gesellschaft". Short zufolge suchen sie unter anderem Antworten auf Fragstellungen wie diese "Wie organisieren wir Mobilität für eine Welt mit neun Milliarden Menschen? Wie können wir sicherstellen, dass die Bürger der neuen Mega-Citys zur Arbeit oder zur Schule kommen können?" oder "Gibt es ein Recht auf Mobilität? Wenn ja, wie bezahlen wir dafür und wer bezahlt? Westliche Gesellschaften altern – wie können wir sicherstellen, dass auch ältere Menschen problemlos von A nach B kommen?"

Was die Herausforderungen des Klimawandels angeht, bezweifelt der ITF-Generalsekretär, dass das Elektroauto als alleiniges Allheilmittel taugt: "Elektromobilität ist ein erster Schritt. Aber wir dürfen nicht glauben, dass eine einzige Technologie Öl ersetzen wird. Der Verkehr ist derzeit noch zu rund 97 Prozent abhängig von Öl, aber es wird im Verkehrsbereich von einer Mischung aus Energiequellen ersetzt werden. Und wir dürfen nicht vergessen, dass Elektromobilität nicht bedeutet, dass es keine Emissionen mehr gibt. Die Emissionen werden verlagert: Treibhausgase werden zwar nicht direkt von Elektroautos produziert, sondern im Kraftwerk am Stadtrand. Wenn das ein altes Kohlekraftwerk ist, fährt auch das Elektroauto nicht wirklich sauber."

Der studierte Mathematiker und Statistiker Short, der vor seiner Karriere innerhalb der OECD in Irland in den Ministerien für Transportwesen und Finanzen tätig war, setzt auf einen Mix verschiedener Antriebsarten und Energiequellen: "Um wirklich voran zu kommen, müssen wir alles vorantreiben: Elektromobilität, Biokraftstoff, Wasserstoff, Brennstoffzellen. Und wir sollten den guten, alten Verbrennungsmotor nicht vergessen. Um Treibhausgase aus dem Verkehr zu verringern, wird es kurzfristig viel bringen, die Effizienz von normalen Autos zu verbessern." (mit Material der dpa) (ssu)