Computex

Neue Regeln und alte Hallen in Taipeh

Einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der Computex in Taipeh herrscht rege Betriebsamkeit in den Hallen. Hier und da sieht man erste Hinweise auf die Trends der Messe. Dem aufmerksamen Betrachter fällt noch etwas auf: Neue Regeln für den Messeaufbau.

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Von
  • Georg Schnurer

Die Computex in Taiwans Hauptstadt Taipeh, die am Dienstag eröffnet, ist nach wie vor die größte IT-Messe in Asien und nach der CeBIT in Hannover die zweitgrößte Computermesse der Welt – wobei der Begriff "Computer" hier längst umfassender zu verstehen ist. Die klassischen Desktop-PCs gibt es natürlich auf der Computex immer noch zu sehen. Auch PC-Komponenten – einst das Rückgrat der taiwanischen IT-Industrie – finden sich auf der Messe noch haufenweise. Wichtige Akzente setzen aber inzwischen mobile Gerätschaften. In aller Munde sind und dementsprechend auch auf vielen Ständen zu sehen sein werden natürlich Tablets. Noch aber bestimmen die Messebauer das Bild in den Hallen. Produkte gibt es am Tag vor der offiziellen Eröffnung der Messe nur in einigen Vitrinen zu bewundern. Immerhin geben die teils bereits angebrachten Schilder aber schon mal einen Einblick, welche Schwerpunkte die verschiedenen Aussteller in diesem Jahr setzen.

Im TICC-Gebäude – voriges Jahr noch dominiert von Asus – geht es 2011 ruhig zu. Dieser den "Stellar Exhibitors" gewidmete Teil der Messe wirkt in diesem Jahr deutlich unspektakulärer als bisher. Für den Eingangsbereich scheint sich nun kein passender Hersteller gefunden zu haben: Links und rechts wird zwar an Ständen gearbeitet, doch weder im Messekatalog noch in der Computex App ist erkennbar, wer sich in "TF1l" und "TF1B" breit machen wird. Ansonsten bevölkern die üblichen Verdächtigen das TICC: Im Erdgeschoss sind das Broadcom, Edimax und Marvell, das Stockwerk darüber teilen sich Clevo, Chicony, Realtek und VIA. Der zweite Stock beherbergt die Lounge von Foxcom und Compal.

Computex 2011: Aufbau (14 Bilder)

TICC - Stellar Exhibitors

"Stellar Exhibitors" – also frei übersetzt die Sterne oder eben Stars der Aussteller – sollen sich im "Taipei International Convention Center" (TICC) tummeln. Für 2011 scheint sich aber keiner der "Großen" der Branche für diesen Standort zu interessieren...

Zur Computex gibt es dieses Jahr zwei konkurrierende Mobilfunkanwendungen für Apples iPhones und Android-Smartphones, "Mojo Computex2011" und "Computex Taipei 2011" von der "Perfect Corporation". Die – deutliche bessere – Anwendung der "Perfect Corporation" bietet eine gut funktionierende Ausstellersuche, reichlich Informationen zur Messe und den daran angeschlossenen Veranstaltungen sowie einen ordentlichen Hallenplan. "Perfect" ist die App freilich noch nicht: Besonders bei den Plänen der großen Hallen ärgert man sich mitunter über die arg verschwommene Darstellung der Firmennamen. Besonders da, wo es eng gedrängt zu geht, versickern die Ausstellernamen gerne mal im Pixelbrei. Abgesehen davon ist die App "Computex Taipei 2011" aber ein durchaus empfehlenswerter kostenloser Download für Smartphone-bewaffnete Messebesucher.

Halle 1 ist auf zwei Stockwerken den Herstellern von Komponenten und Accessoires sowie den Anbietern von "Communication Products" gewidmet. Hier findet man alles rund ums Thema Netzwerk. Auffällig platziert ist dieses Jahr Gigabyte, das Netzwerkprodukte und anderes anbietet. Die Wahl des Standortes zeigt die Ausrichtung des Unternehmens für 2011: Weg vom normalen Komponentengeschäft, hin zum Anbieter hochwertiger Server- und Netzwerkgerätschaften. Ganz ohne "Boards" geht es natürlich auch bei Gigabyte nicht, wie ein genauerer Blick auf den im Aufbau befindlichen Stand zeigt. Die anderen "großen alten Boardhersteller" wie Asus, MSI, Elitegroup und so weiter findet man in Nangang in der oberen der beiden Hallen. Hier tummeln sich auch Intel, AMD und Microsoft.

Die vor allem von außen schon arg lädiert wirkende Halle 2 wirkt zwar am Tag vor der Eröffnung verlassen, doch das täuscht: Das "Internet der Dinge", also alles rund um RFID, wird hier gezeigt. Den Rest der Halle füllt ein buntes Aussteller-Potpourri – eine klare Zuordnung der vertretenen Hersteller fällt schwer. Die Veranstalter Taitra und TCA nennen den Mix "4C Convergence Products", subsumieren darunter aber auch PC- und Software-Anbieter. Vor allem hier ist deutlich zu merken, dass die Computex seit Langem mit einem Problem kämpft: Jahr für Jahr kommen mehr Aussteller hinzu, doch das Ausstellungsgelände kann mit dem Wachstum nicht Schritt halten. Für dieses Problem wurde inzwischen eine Lösung gefunden: Die Halle in Nangang soll einen Zwilling bekommen. Der Parkplatz neben der Halle dürfte also bald den Baggern weichen müssen.

Für die Computex 2011 gelten neue Regeln für den Aufbau. War das bislang eine eher rustikale bis halsbrecherische Angelegenheit, so wird in diesem Jahr "Sicherheit" ganz groß geschrieben: Aufpasser achten penibel darauf, dass jeder Standbauer einen Helm vorweisen kann und diesen auch möglichst auf dem Kopf trägt. Doch darunter wird es in dem schwül-warmem Klima aber schnell ungemütlich, deshalb wohl sind in der Fotostrecke zwar viele Arbeiter mit Helm zu sehen, einige aber doch noch ohne. In der Nangang-Halle sind die Aufpasser besonders streng: Auch fotografierende "Langnasen" werden höflich, aber bestimmt auf die Helmpflicht hingewiesen. Dass in Sachen Arbeitssicherheit noch einige Hausaufgaben für die Messeveranstalter übrig blieben, zeigen weitere Bilder: So manche "Sicherungsmaßnahme" der Standbauer würde einem deutschen Arbeitsschutzbeauftragten den Schlaf rauben. (gs)