Jugendschützer bilanzieren Gefahren im Web 2.0

Pornografische und rechtsradikale Angebote gehörten laut jugendschutz.net auch im Jahr 2010 zu den größten Bedrohungen für Kinder und Jugendliche im Internet. Der Jugendschutzbericht 2010 weist auch auf neue Gefahren hin.

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Von
  • Johannes Haupt

Jugendschützer haben 2010 mehr problematische Internetinhalte registriert (PDF-Datei) als im Vorjahr, vor allem aus dem Ausland und in sozialen Netzwerken. Die Zahl der Verstöße stieg im Vergleich zu 2009 insgesamt um sieben Prozent auf 2582 beanstandete Angebote, wie die Organisation jugendschutz.net am Dienstag in Mainz mitteilte. Die von den zuständigen Ministerien der Bundesländer getragene Organisation kontrollierte im vergangenen Jahr 39.000 Angebote. Zahlenmäßig bleibe Pornografie das größte Jugendschutzproblem, allerdings mit rückläufiger Tendenz. Dagegen gab es bei Magersucht verherrlichenden Angeboten ("Pro-Ana"-Szene) einen deutlichen Anstieg um 27 Prozent.

Ein vergleichsweise neues Phänomen seien "Saufforen" und Online-Videos, die Würgespiele zeigten. In den zum Nachahmen animierenden Filmchen strangulierten sich die Akteure bis zur Ohnmacht, teilte jugendschutz.net mit. In diesem Zusammenhang kritisierte die Organisation auch die Presse, deren Berichte häufig detaillierte Beschreibungen von Würgespielen enthielten und dem Zeitvertreib eine große Publizität verschafften. Bilder und Videos von Saufgelagen, Anleitungen zu Trinkspielen oder zum Bau von "Saufmaschinen" betonten den angeblichen Spaßfaktor exzessiven Alkoholkonsums und führten zur Verharmlosung.

Viele der vor allem ausländischen Seitenbetreiber löschten solche Inhalte nach einem Hinweis der Jugendschützer. Das gelte allerdings nicht für alle Betreiber internationaler Web-2.0-Dienste, die in großem Maße zur Verbreitung von unzulässigem Material genutzt würden. So würden beim Bloghoster Blogger.com (Blogspot) zahlreiche pornografische, rechtsextreme und Gewalt verherrlichende Inhalte publiziert. Der Anbieter Google greife allerdings nur in Extremfällen zum digitalen Radiergummi, etwa bei Mordaufrufen.

Jugendgefährende Inhalte im Ausland reklamiert jugendschutz.net beim Diensteanbieter oder direkt beim Webhoster. Auf diesem Weg konnten im vergangenen Jahr 80 Prozent der beanstandeten Inhalte innerhalb kurzer Zeit aus dem Netz genommen werden. Trotzdem bilanziert die Organisation, "dass die Parole 'Löschen statt Sperren' zu kurz greift". Zwar sei die Sperrung ganzer Plattformen kein probates Mittel, weil häufig nur einzelne Unterseiten betroffen seien – etwa Downloadseiten von 1-Click-Hostern; gelöschte Inhalte würden aber zumeist innerhalb kürzester Zeit an anderer Stelle online gestellt. jugendschutz.net will nun herausfinden, wie sich das Prozedere beschleunigen und effektiver gestalten lässt.

Die Organisation ist auch medienpädagogisch tätig. Mit Informationsbroschüren und Faltblättern sollen Kinder und Eltern auf Gefahren im Internet hingewiesen und zum verantwortungsvollen Umgang mit privaten Daten geschult werden. Über klick-tipps.net empfiehlt der Anbieter kindgerechte Webadressen. Daneben unterhält jugenschutz.net eine personalisierbare Startseite. (mit Material der dpa) (jh)