Computex

Intels Angst vor dem Atom-Ausstieg

Intel hat auf der Computex beiläufig einen neuen Atom-Prozessor vorgestellt, aber wenig Details dazu verraten. Allzu stolz ist man auf den nun langsamsten Netbook-Prozessor der Welt wohl nicht, er soll lediglich den drohenden "Atom-Ausstieg" verhindern.

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Zukünftig will Intel die Atom-Prozessoren schneller auf die aktuelle Fertigungstechnik umstellen, doch die 22-nm-Versionen kommen erst 2013.

Während der Mobility-Pressekonferenz auf der Computex sprach Intel fast nur vom Erfolg der Atom-Prozessoren – über 100 Millionen Stück verkauft – und von der blendenden Zukunft, die den nächsten Atom-Generationen bevorstehe. Ein konkretes neues Produkt wurde dann aber doch angekündigt, und zwar der Atom N435. Mit ihm geht Intel nicht etwa das Problem an, dass auch die Dual-Core-Atoms immer noch arg lahm sind, sondern dreht die Speed-Schraube zurück: Der N435 hat nur einen Kern, der mit lediglich 1,33 GHz läuft – bisher lag der Einstiegstakt der N(etbook)-Serie bei 1,6 GHz.

[Update] Intel führt den Prozessor nicht auf der offiziellen Liste, sondern bietet ihn nur OEMs an. Auf Nachfrage bestätigte Intel uns, dass es sich um den gleichen Pineview-Core wie im N455 und N475 mit DDR3-Speicheranbindung und 512 KByte L2-Cache handelt; die TDP beträgt wie bei diesen 6,5 Watt. [/Update] Damit ist der N435 der langsamste Netbook-Prozessor, langsamer als der allererste Atom N270 von vor drei Jahren. Das dürfte sich in einem besonders niedrigen OEM-Preis bemerkbar machen: Der N435 dürfte deutlich weniger kosten als der N455 (64 US-Dollar), vielleicht sogar als der N270 (32 US-Dollar) [Update] -- einen dazu vergleichbaren Preis nennt Intel nicht.[/Update]

Intel will damit offensichtlich dem drohenden Atom-Ausstieg der Netbook-Hersteller entgegensteuern. 2012 kommt Windows 8 für ARM-Prozessoren, heute auf der Computex konnte man das erste Netbook mit Tegra-Prozessor dabei beobachten, wie ein Standard-Office darauf lief. Damit wäre dann das Haupthindernis aus dem Weg geräumt, das bisher den Erfolg der ARM-Netbooks (manchmal Smartbooks genannt) verhindert, nämlich das passende Betriebssystem. Bisher fummelten die Hersteller sich eine Linux-Distribution zurecht, doch alle ARM-Netbooks waren schnell wieder vom Markt verschwunden.

Es droht also ernsthafte Konkurrenz im Billig-Segment, und die Preise der Netbooks müssen runter. Dass der N435 dabei hilft, zeigt Asus: Der Eee PC X101 soll vor Steuern 199 US-Dollar kosten, in Deutschland um 199 Euro mit Steuer – und wäre damit das Netbook mit dem niedrigsten Listenpreis. Ein weiteres Billig-Netbook mit N435 stammt von Lenovo, das Ideapad S100.

Einen Pferdefuß haben Ideapad S100 und Eee PC X101 allerdings: Die Hersteller haben auch noch die Windows-Lizenz eingespart und liefern MeeGo aus, sodass das Microsoft Office und die ganze liebgewonnene [Update]Windows-Softwarex86-Software[/Update] dann doch wieder nicht läuft. Diese Netbooks sind also ungefähr genauso nützlich wie die gescheiterten ARM-Netbooks, zumindest solange Intels ganze Versuche, den MeeGo-App-Store ans Laufen zu kriegen, nur erste kleine Erfolge zeigen.

Asus hat auch eine Version des X101 mit Windows 7 Starter im Angebot, das X101H. Es ist einige Millimeter dicker, hat eine Festplatte statt kleiner SSD und dürfte alleine deswegen mindestens 30 US-Dollar teurer sein.

Ach ja, die zukünftigen Entwicklungen: Intel wiederholte dazu nur schon Bekanntes. Oak Trail, die Tablet-Version des Atom, landet so langsam in den ersten Geräten (dazu in den nächsten Tagen mehr), die 32-nm-Varianten Cedar Trail (für Netbooks) und Medfield/Cloverview (Tablets, Smartphones) erscheinen wie geplant. (jow)