Leistungsschau der Militärroboter

Bei Hammelburg findet erstmals der European Land-Robot Trial (Elrob) statt.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Ein Mann winkt ein gepanzertes Fahrzeug in die Parkposition. Ruhig bleibt er vor dem brummenden Monstrum stehen und gibt ein Stoppzeichen, als es vielleicht noch 30 Zentimeter entfernt ist. "Ich habe es selbst entwickelt. Ich weiß, was drin steckt", sagt er, als er auf das beachtliche Vertrauen in die Technik angesprochen wird, das er gerade gezeigt hat. Denn an Bord des von der bayrischen Firma "Base Ten Systems" gebauten Vielzweckpanzers "RoboScout" sitzt kein Fahrer. Das schwere Gerät wird ferngelenkt.

RoboScout ist einer der Teilnehmer an der von der Bundeswehr organisierten dreitägigen Leistungsschau "Elrob 2006" (European Land-Robot Trial), die am gestrigen Dienstag in dem Dorf Bonnland bei Hammelburg in der Rhön begonnen hat. Das mittlerweile nicht mehr bewohnte Dorf wird von der Infanterieschule Hammelburg als Ortskampfanlage benutzt, in der Soldaten den Städtekampf üben. Mit Elrob wollen die Militärs herausfinden, inwieweit Roboter dabei Unterstützung geben können.

22 Institute aus acht europäischen Ländern nehmen an der Veranstaltung teil, die ausdrücklich keine europäische Version der Darpa Grand Challenge sein soll. Die US-amerikanische Militärforschungsbehörde Darpa hatte in den vergangenen Jahren einen Wettbewerb für autonome Fahrzeuge ausgeschrieben, die eine etwa 200 Kilometer lange Strecke durch die Wüste fahrerlos bewältigen sollten. Das gelang im vergangenen Oktober zuerst einem Team der University Stanford, das damit ein Preisgeld von zwei Millionen Dollar gewann. Beim jetzt ausgeschriebenen dritten Wettbewerb müssen Aufgaben in einer urbanen Umgebung erfüllt werden.

"Elrob ist kein Wettbewerb, und es wird auch keinen Sieger geben", sagte Generalmajor Wolfgang Korte, Amtschef des Heeresamtes, bei der Eröffnungspressekonferenz. "Dafür gewinnen wir alle wertvolle Hinweise für weitere Entwicklungen." Die Anforderungen an die Roboter seien vom Militär definiert worden, allerdings angesichts des derzeitigen Entwicklungsstands notwendigerweise noch unscharf. Korte ist zuversichtlich, den Kriterienkatalog am Ende dieser drei Tage präzisieren zu können.

Henrik I. Christensen, Koordinator des europäischen Robotiknetzwerks Euron und Vorsitzender der Elrob-Jury, wies darauf hin, dass der Markt in den USA sehr viel homogener sei als in Europa. Die einzelnen Länder hätten unterschiedliche Kompetenzen, so seien Deutschland und Großbritannien beim Fahrzeugbau stark, während sich Frankreich eher auf luftgestützte Systeme konzentriere. Elrob diene daher in erster Linie dazu, den europäischen Leistungsstand zu ermitteln.

Es sei geplant, sagte Christensen, Elrob regelmäßig zu veranstalten. Gegenwärtig werde darüber diskutiert, die Roboter jedes Jahr auffahren zu lassen. Nächstes Jahr könnten sie dann im September in der Schweiz ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen, dann allerdings in eher zivil ausgerichteten Szenarien. Im darauffolgenden Jahr sollten dann wieder militärische Aspekte im Vordergrund stehen und so weiter.

Gegenwärtig, so Christensen, sei der Standardisierungsgrad bei den Landrobotern noch sehr gering. Standards seien zwar erwünscht, um die Abhängigkeit von Herstellern zu senken und eine stärker modular ausgerichtete Bauweise zu ermöglichen. Die Entwickler wollen sich aber auch nicht zu frühzeitig auf eine Richtung festlegen.

"Wir stehen mit der Robotik noch ziemlich am Anfang", räumte Brigadegeneral Reinhard Kammerer vom Führungsstab des Heeres ein. Gleichwohl wollte er für die Zukunft die Entwicklung bewaffneter Roboter nicht grundsätzlich ausschließen. Aber natürlich seien bei einem Roboter, der nicht nur aufklären oder Bomben entschärfen, sondern auch "Wirkung erzielen" soll, die Anforderungen an die Zuverlässigkeit erheblich höher.

Vorerst gehe es jedoch darum, Soldaten mit Hilfe von Robotern aus kritischen Situationen herauszuhalten und ihre Handlungsmöglichkeiten zu erhöhen. Dazu können prinzipiell natürlich auch fliegende Roboter dienen, die hier auf mehreren Firmenständen präsentiert werden. Leider werden sie aber aufgrund von Beschränkungen beim Funkverkehr nicht zum Einsatz kommen. Für die Zuschauer ist das bedauerlich, die Techniker können das eher verkraften, denn, wie Korte sagt, "bei luftgestützten Systemen sind wir schon viel weiter". Wie weit der Weg ist, den die Bodenroboter noch vor sich haben, wird sich im Verlauf der Veranstaltung zeigen, wenn die Maschinen Sprengkörper finden, in Häuser eindringen und sich im freien Gelände orientieren sollen. (Hans-Arthur Marsiske/) (anm)