Apples neuer Zeitungskiosk lässt bei Verlagen Fragen offen

Deutsche Medienhäuser reagieren offenbar verhalten auf Apples "Newsstand", der abonnierten Zeitungen und Zeitschriften in iOS 5 einen prominenten Platz auf iPhone und iPad einräumt und neue Ausgaben automatisch bezieht.

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Von
  • Leo Becker

Die Verlagsbranche in Deutschland hat reserviert auf die Ankündigung von Apple reagiert, einen digitalen Zeitungskiosk für seine mobilen Geräte einzurichten. Für die Medienhäuser seien da noch viel zu viele Fragen offen, hieß es am Dienstag bei einem überregionalen Verlag. Der Manager eines regionalen Zeitungsverlags sagte: "Ich glaube nicht, dass dies irgendeine neue Qualität bedeutet."

Als Teil der Neuerungen in der nächsten Version des Mobil-Betriebssystems iOS stellte Apple am Montag einen "Newsstand" vor, der die im App Store abonnierten Zeitungen und Zeitschriften auf dem Home-Screen eines iPhone oder iPads sammelt. Neue Ausgaben werden dann automatisch auch ohne Zutun des Abonnenten heruntergeladen. "Das ist so ähnlich, wie wenn Ihnen die Zeitung an ihre Tür geliefert wird", erklärte Apple.

Bisher konnten Zeitungen und Zeitschriften innerhalb des App Stores von Apple bezogen werden, der Anwendungen aller Art bereithält. Dabei gelten für periodische Medieninhalte die gleichen Bedingungen wie für andere Apps: Apple behält 30 Prozent des Kaufpreises für sich. Die Verlage stören sich darüber hinaus vor allem daran, dass sie bei einem Abonnement auf der Apple-Plattform keinen Zugriff auf die Daten ihrer Kunden bekommen. Der iPhone-Hersteller stellt allerdings die Möglichkeit bereit, Namen, E-Mail-Adresse und Postleitzahl des Kunden zu übermitteln – allerdings erst nach dessen expliziter Zustimmung.

Inzwischen suchen Verlage verstärkt nach Alternativen. Dazu gehört auch der Apple-Konkurrent Google, der für sein Medien-Bezahlsystem mit der Bezeichnung OnePass lediglich zehn Prozent des Umsatzes für sich beansprucht.

Einen anderen Weg beschritt am Dienstag der Verlag der britischen Tageszeitung Financial Times: Die aktuellen Ausgaben dieser Zeitung können jetzt mit einer Webanwendung direkt im Browser des iPads oder anderer Tablet-Computer gelesen werden. Die Entwickler des Angebots setzen dabei auf den neuen Web-Standard HTML5, der die dynamischen und interaktiven Möglichkeiten von Web-Anwendungen erheblich erweitert. Das Angebot ermöglicht auch die Offline-Lektüre, so dass keine dauerhafte Internet-Verbindung erforderlich ist.

Zur Einführung kann die Zeitung eine Woche lang kostenlos gelesen werden. Danach haben Leser die Wahl, maximal zehn Artikel im Monat kostenfrei aufzurufen oder ein Abonnement abzuschließen. Bestehenden E-Paper-Kunden entstehen keine zusätzlichen Kosten: Auf diese Weise kann die FT ihnen die Zeitung auch auf dem iPad zugänglich machen, ohne zugleich eine Abo-Option über Apples App Store anbieten zu müssen. (Mit Material von dpa) / (lbe)