400.000 Warnhinweise an Copyright-Sünder in Frankreich

Die französische Kontrollbehörde Hadopi hat einem Bericht zufolge seit Oktober monatlich rund 50.000 Verwarnungen wegen Urheberrechtsverletzungen an Internetnutzer verschickt, Netzzugänge wurden aber noch nicht gekappt.

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Die französische Kontrollbehörde Hadopi hat einem Bericht zufolge seit Oktober 400.000 Verwarnungen wegen Urheberrechtsverletzungen an Internetnutzer verschickt. Dies meldet die Zeitung Le Figaro unter Verweis auf eine ihr vorliegende Statistik. Demnach hat die Einrichtung, die über das heftig umstrittene System der abgestuften Erwiderung auf Copyright-Verstöße wacht, in den vergangenen acht Monaten 3500 Surfer bei wiederholten illegalen Downloads ertappt und ihnen nach der ersten E-Mail eine schriftliche Ermahnung geschickt. Bei einem Dutzend davon soll auch dies nicht gefruchtet haben, sodass ihnen theoretisch eine hohe Geldstrafe oder eine bis zu einjährige Kappung des Internetanschlusses drohen würde. Den letzten Schritt soll die Institution aber noch in keinem Fall vollzogen haben.

Bis zum Jahresende hatte die Hadopi erst rund 70.000 Warnhinweise verschickt. Nachdem Verbände von Rechteinhabern monierten, dass das Verfahren nicht schnell genug gehe, setzte sie sich ein tägliches Ziel von 10.000 Aussendungen pro Tag. Französischen Medienberichten zufolge können derzeit aber nur 2000 Mails pro Tage verschickt werden. Anfang Mai war herausgekommen, dass bei dem von der Hadopi im Rahmen des "Three-Strikes"-Systems mit der Beweissammlung beauftragten Dienstleister Trident Media Guard (TMG) ein großes Datenleck klaffte. Die Aufsichtsinstitution stoppte daher zunächst die Zusammenarbeit mit der Firma in Nantes, was das System bislang ausbremst. Die Mechanismen seien aufwändig, Briefe würden momentan per Hand verschickt, erläuterte die Hadopi-Chefin Mireille Imbert-Quaretta nun. Bald werde aber eine neue Software installiert, um das Verfahren weitgehend zu automatisieren.

Bei den dreimal Erwischten habe die Behörde bislang von einer Weitergabe der Nutzerdaten an die Gerichte abgesehen und sich stattdessen um Anhörungen der Betroffenen bemüht, berichtete Imbert-Quaretta weiter. Es sei herausgekommen, dass sich einige der wiederholten Copyright-Sünder ihrer Vergehen gar nicht bewusst gewesen seien. So sei ihnen etwa nicht klar gewesen, dass einmal rechtswidrig heruntergeladene Dateien beim Start mancher Filesharing-Programme erneut angeboten würden und so ein erneuter Urheberrechtsverstoß mehr oder weniger automatisch ausgeführt werde. Imbert-Quaretta riet Nutzern, das inkriminierte Material zu löschen, und fügte an, dass "wir eindeutig eine Aufklärungsaufgabe haben". Das System funktioniere, da die meisten Ertappten ihr illegales Treiben in Tauschbörsen nach der ersten Warnung einstellten. (vbr)