Duke Nukem Forever: Der König der Vaporware kommt in die Läden

Besser spät als nie: Nach 14 Jahren Odyssee ist der selbsternannte König der Ego-Shooter zurück und nimmt mit viel Witz und übertriebenem Ego sein eigenes Genre auf die Schippe.

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Duke Nukem Forever ist eine wunderbare Hommage an die Ego-Shooter der 90er.

(Bild: Take 2)

Mangelndes Durchhaltevermögen kann man ihm nicht vorwerfen. 14 Jahre nach der ersten Ankündigung kommt Duke Nukem Forever am heutigen Freitag in die Läden. Aber was für eine Odyssee hat er hinter sich: Das US-Magazin Wired hatte das Spiel neun Mal mit dem Vaporware Award ausgezeichnet. Als das Spiel 2009, nach zwölf Jahren Entwicklungszeit, noch immer nicht fertig war, hatte Publisher Take 2 Interactive die Faxen dicke, stoppte die Finanzierung und verklagte Apogee, die Firmenmutter des Entwicklerstudios 3D Realms. Dessen Codefragmente wanderten zu Gearbox Software, die aus diesen in zwei Jahren die Version zimmerten, die ab heute für PC (mit Steam-Online-Aktivierung), Xbox 360 und PS3 zum Verkauf angeboten wird.

Duke Nukem Forever ist damit das Spiel mit der längsten Entwicklungszeit in der Industrie. Das bedeutet alledings nicht, dass alles perfekt ist. Technisch basiert der Ego-Shooter auf der Unreal Engine und sieht nicht mehr ganz taufrisch aus. Texturen und Animationen sind auf einem Stand, der vielleicht vor fünf Jahren modern war, zudem ruckelt das Spiel auf der Xbox 360 an so manchen Stellen.

Kein taktisches Geplänkel, sondern Volldampfballereien erwarten den Spieler. Immer wieder lockern lustige Gimmicks die Handlung auf.

(Bild: Take 2)

Die Zugeständnisse an die Konsolen-Portierungen fallen moderat aus. Konnte der Duke 1996 bei seinem letzten 3D-Auftritt noch mühelos alle Waffen mitschleppen, so hat er neuerdings etwas nachgelassen. Wie der Master Chief in Halo kann er maximal zwei Knarren mit sich herumtragen. Dafür muss er keine Medizinkästen mehr aufsammeln, sondern heilt sich automatisch, wenn er einige Sekunden lang nicht beschossen wird. Die Gamepad-Steuerung läuft lange nicht so geschmeidig, wie man es von der aktuellen Generation an Konsolen-Shootern gewohnt ist. Der Duke kann seine PC-Wurzeln mit Tastatur und Maus nicht verheimlichen, was sich besonders in den Mehrspieler-Modi bemerkbar macht. Acht Spieler treffen hier zum altbekannten Death Match, Team Death Match, Capture the Flag Babe und King of the Hill zusammen. Wie in den 90ern ballert man kompromisslos auf Volldampf ohne taktisches Geplänkel.

Doch trotz der angestaubten Technik gab es in den letzten Jahren kaum einen Shooter, der mehr Spielfreude auf den Bildschirm gebracht hat. Gearbox hat beim Duke alle Testosteron-Regler auf elf gedreht. Ihn als einen sexistischen Macho zu bezeichnen, wäre noch beschönigend. Doch die satirische Übertreibung dieses Bollwerks gegen Emanzipation und Gutmenschentum stellt sich letztlich selbst bloß und zieht sämtliche Möchtegern-Rambos und Schwarzenegger-Imitatoren durch den Kakao. Keine Minute nimmt der Duke sich ernst.

Der Ego-Trip des Machos wurde satirisch stark übertrieben; eine herrliche Verballhornung aller Rambos.

(Bild: Take 2)

Nachdem er die Aliens 1996 in Duke Nukem 3D besiegt hatte, residiert der Duke nun in einem riesigen Hochhaus mit eigenem Museum, Kino und Fernsehstation. Alle himmeln ihn an, Groupies liegen zu seinen Füßen, Kinder fragen ihn nach Autogrammen. Doch als die Aliens wieder auftauchen und seine Betthäschen entführen, muss die 1-Mann-Armee wieder ran. Immer wieder lockern Gimmicks die Ballereien auf. Der Duke kann sich verkleinern und rast mit Helium-Stimme im Spielzeugauto herum, schrumpft Gegner mit seiner Strahlenkanone oder lässt sie zu Eis gefrieren. In 24 Kapiteln, die jeweils 20 bis 30 Minuten dauern, geht es in der Solo-Kampagne rund.

Den Entwicklern ist hier eine herrliche Hommage an die Ego-Shooter der 90er gelungen, die erwachsene Ego-Shooter-Fans der alten Schule immer wieder zum Lachen bringt und die technischen Unzulänglichkeiten vergessen lässt. Das hätte man nach all den Jahren gar nicht mehr erwartet. (hag)