Karten-Sperr-Notruf 116 116 benötigt offenbar selbst Hilfe [Update]

Die Betreibergesellschaft des zentralen Kreditkarten-Sperr-Notrufs 116 116 hat nur wenige Wochen nach dem offiziellen Start wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz beim Amtsgericht Frankfurt angemeldet.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Betreibergesellschaft des zentralen Kreditkarten-Sperr-Notrufs 116 116 hat nur wenige Wochen nach dem offiziellen Start wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz beim Amtsgericht Frankfurt angemeldet. Michael Denck, einer der beiden Geschäftsführer der mit dem Systembetrieb beauftragten "Sperr-Notruf 116 116 GmbH", sagte gegenüber dem Handelsblatt, man habe in den Monaten vor der Freischaltung der Notrufnummer aus Zeitgründen lediglich eine Zwischenfinanzierung geregelt. "Um nicht in den Verdacht einer Insolvenz-Verschleppung zu geraten, haben wir vorsichtshalber am 29. 7. beim Amtsgericht Frankfurt Insolvenz angemeldet", erklärte Denck. Derzeit werde mit den Geldgebern über eine Neuordnung der Finanzierung verhandelt. Die Beantwortung der Sperr-Anrufe laufe dessen ungeachtet weiter, betonte Denck gegenüber der Wirtschaftszeitung.

Seit dem 1. Juli bietet die Gesellschaft über die einprägsame Telefonnummer Hilfe bei Sperrungen von EC- und Kreditkarten, Handys, Mitarbeiterausweisen und anderen elektronischen Berechtigungen an. Verloren gegangene oder gestohlene Medien werden dort allerdings nicht direkt gesperrt, sondern die Anrufer werden über zwei Callcenter an die jeweiligen Herausgeber der elektronischen Berechtigungen weitergeleitet. Erst dort erfolgt dann die eigentliche Sperre der zu schützenden Medien. Initiator des Notrufs war die Bundesregierung, die Verbraucher vor dem Hintergrund des zunehmenden Missbrauchs von gestohlenen Kreditkarten besser schützen wollte. Im Oktober 2004 vergab die damalige RegTP (heute Bundesnetzagentur) die "116 116" an den Verein Sperr e.V., der wiederum die "Sperr-Notruf 116 116 GmbH" mit dem Betrieb des Notrufs beauftragte.

[Update]
Der Geschäftsführer der "Sperr-Notruf 116 116 GmbH" und Vorsitzende des Vereins "Sperr e.V.", Michael Denck, hat sich im Gespräch mit heise online inzwischen zu den Hintergründen der drohenden Zahlungsunfähigkeit geäußert. Danach hat der Aufbau der technischen Infrastruktur des Karten-Sperr-Notrufs rund 1,5 Millionen Euro verschlungen. Verhandlungen mit Banken über eine langfristige Finanzierung dieser Investitionen hätten sich jedoch verzögert, weshalb man selbst Ende Juli beim zuständigen Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens eingereicht habe.

Beschäftigt sind bei der "Sperr-Notruf 116 116 GmbH" eigenen Angaben zufolge lediglich zwei Mitarbeiter: Denck, sowie der zweite Geschäftsführer Stefan Hütte. Die Vermittlungsgespräche zu den jeweiligen Herausgebern der Kreditkarten werden über die beiden Outsourcing-Partner Arvato (eine Tochter des Bertelsmann-Konzerns) und Bosch geführt. Die angeschlossenen Unternehmen sollen pro vermitteltem Notruf rund 1,60 Euro zahlen. Im ersten Monat hätten rund 20.000 Verbraucher von der neuen Dienstleistung Gebrauch gemacht, im August seien bisher etwa 11.000 Notrufe eingegangen. (pmz)