Rätselraten um russisches Musikportal AllofMP3

Seit AllofMP3.com wieder häufiger gar nicht oder nur schlecht erreichbar ist, keimen neue Spekulationen über eine anstehende Schließung auf. Der Phonowirtschaft ist der russische Betreiber schon länger ein Dorn im Auge.

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Von
  • Volker Zota

Seit das russische Musik-Download-Portal AllofMP3.com wieder häufiger gar nicht oder nur schlecht erreichbar ist, keimen neue Spekulationen über eine anstehende Schließung auf. Die Web-Seite war am vergangenen Wochenende überhaupt nicht zu erreichen, meldete in den folgenden Tagen Wartungsarbeiten und ist erst seit Dienstag wieder funktionsfähig – allerdings nur auf den ersten Blick. Zwar kann man auf den Seiten herumstöbern und neue Accounts anlegen, aber schon das Probehören der Songs klappt nicht. Zudem wurden dem Katalog seit dem 15. Mai keine neuen Alben mehr hinzugefügt. Spiegel online warf gar die Frage auf, ob die Widrigkeiten bei AllofMP3 möglicherweise etwas mit einer Rede des russischen Präsidenten Putin zu tun haben könnten, der vor gut einer Woche ein härteres Durchgreifen beim Durchsetzen von Urheberrechten angekündigt hatte.

Nach Informationen der russischen Website Compulenta.ru sollen die Musik-Label Universal International Music, Warner Music und EMI Music International ein Verfahren gegen Mediaservices.ru, Betreiber von AllofMP3, eröffnet haben. Dr. Florian Drücke, Justiziar der deutschen Phonoverbände, konnte dazu keine Auskunft geben, der Sachverhalt entziehe sich seiner Kenntnis. Gegenüber dem P2P-Newsportal Slyck hatte ein Sprecher der IFPI geäußert, vor einigen Wochen seien zwar AllofMP3-Server von russischen Behörden beschlagnahmt worden, der jüngste Ausfall sei aber wohl tatsächlich auf Reparaturarbeiten zurückzuführen. Diese Aussage stützt auch ein Mitarbeiter von AllofMP3.cz, der tschechischen Ausgabe von AllofMP3.

Bereits 2004 wies die Phonowirtschaft darauf hin, dass das Angebot von AllofMP3 ihrer Meinung nach illegal ist. Anfang 2005 leiteten Moskauer Strafverfolgungsbehörden auf Drängen der IFPI Ermittlungen gegen AllofMP3 ein, die aber kurze Zeit später eingestellt wurden. Anschließend hatte das Landgericht München I dem Antrag der deutschen Musikwirtschaft auf eine Einstweilige Verfügung der Musikindustrie stattgegeben, mit der sie gegen den russischen Anbieter vorgehen wollte. In der Folge mahnte eine Münchner Anwaltskanzlei im Namen führender Unternehmen aus der deutschen Musikbranche Website-Betreiber ab, die auf AllofMP3 verlinkten. (vza)