Scotland Yard verhaftet mutmaßlichen Hacktivisten

Im Zusammenhang mit Attacken auf Websites internationaler Unternehmen und von Geheimdiensten hat die britische Polizei einen 19 Jahre alten Mann verhaftet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 103 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die für IT-Verbrechen zuständige "e-Crime Unit" von Scotland Yard hat nach eigenen Angaben im Zusammenhang mit dDoS-Attacken einen 19 Jahre alten Mann verhaftet. Ob es sich um ein Mitglied von Lulz Security (LulzSec) oder einer anderen Hackergruppe handelt, mochte die Polizei laut einem Bericht des Senders BBC nicht bestätigen. In der Scotland-Yard-Mitteilung ist lediglich die Rede von Attacken auf "internationale Unternehmen und Geheimdienste", die vermutlich von der gleichen Hackergruppe unternommen worden seien.

Der 19-Jährige wurde am Montagabend nach Ermittlungen Scotland Yards und der US-amerikanischen Ermittlungsbehörde FBI in Wickford in der Grafschaft Essex verhaftet. Außerdem sei eine "bedeutende Menge Materials" sichergestellt worden, das nun ausgewertet werde. Dem jungen Man wird vorgeworfen, gegen den Computer Misuse Act und gegen den Fraud Act verstoßen zu haben. Er werde derzeit im Polizeigewahrsam verhört.

LulzSec hatte in den vergangenen Wochen die Websites von Unternehmen wie Sony Pictures, von Sicherheitsunternehmen, aber auch des US-Senats und des Geheimdienstes CIA angegriffen. Das FBI soll einem Zeitungsbericht zufolge die Szene der US-amerikanischen Hacker unterwandert haben. Seit Anfang dieses Jahres ermittelt das FBI gegen die Hacktivisten-Gruppe Anonymous, die unter anderem die Website der Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard attackiert hatte.

LulzSec und Anonymous haben am Sonntag einen Pakt verkündet. Gemeinsam wollen sie gegen Regierungen und die Finanzwelt vorgehen. Anonymous hat davon abgeraten, in nächster Zeit in Aktien zu investieren. LulzSec trat erstmals im Mai in Erscheinung und galt eher als "Spaßguerilla". Anonymous dagegen war von Anfang an stärker politisch ausgerichtet, die ersten Aktionen, die für Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit sorgten, richteten sich gegen Scientology und deren Versuche, Informationen zu unterdrücken. Im Rahmen der Aktionen zur Unterstützung von Wikileaks war aber auch von einer weiteren Politisierung die Rede. Die Mitglieder beider Gruppen sind nach außen hin nicht namentlich bekannt; beide legen Wert darauf, dass es keine Führung und keine hierarchische Organisation wie bei klassischen politischen Gruppen gibt.

[Update: Laut einer Kurzmitteilung auf Twitter ist kein Mitglied von LulzSec betroffen, sondern der Betreiber des irc.lulzsec.org. – In einem auf der Online-Plattform Pastebin veröffentlichten Schreiben behauptet LulzSec, an Daten über jeden britischen Bürger gekommen zu sein, der sich an der dort laufenden Volkszählung beteiligt hat. Die Liste der Daten werde "umformatiert" und dann über die Website ThePirateBay veröffentlicht. An der Durchführung der Volkszählung ist der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin maßgeblich beteiligt. Dieser wurde Ende Mai Ziel einer Hackerattacke.]

Siehe dazu auch den c't-Onlinetalk in DRadio Wissen:

(anw)