RFID-Nummernschilder: Ein Aprilscherz wird Realität

Malaysia führt zum Jahreswechsel Kfz-Kennzeichen mit Long-Range-Funkchips ein. Ziel sei die Eindämmung von Autodiebstählen, heißt es von offizieller Seite. In Deutschland ist die Diebstahlrate viermal so hoch.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Vor zweieinhalb Jahren hatte c't berichtet, dass Nummernschilder mit RFID-Tags eine Möglichkeit sein könnten, Autofahrer und Fahrzeuge unbemerkt zu überwachen. Was damals als Grundlage für den traditionellen Aprilscherz-Artikel in c't diente, wird nun Realität. Allerdings (noch) nicht in Deutschland, sondern in Asien: Nach erfolgreichen Tests in Japan wollen die Verkehrsbehörden von Malaysia Neufahrzeuge künftig nur noch mit funkenden Nummernschildern zulassen. Die sogenannten e-Plates lassen sich über stationäre oder mobile Scanner dann nicht nur an jeder Straßenecke, sondern auch über Entfernungen von bis zu 100 Meter auslesen. Die in die Kennzeichen integrierten Long-Range-Funkchips enthalten Informationen über den Halter sowie Fahrzeugdaten.

Ziel sei eine Eindämmung von Fahrzeugdiebstählen, heißt es von offizieller Seite in Kuala Lumpur. Laut dem Road Transport Department (RTD) wechseln in Malaysia täglich rund dreißig vorrangig hochpreisige Autos widerrechtlich den Besitzer. Die e-Plates werden nach Angaben von RTD-Chef Ahmad Mustapha mit versiegelten Funkchips versehen und anschließend von autorisierten Mechanikern am Fahrzeug verplombt. Ausgerüstet werden sie mit Batterien, die eine Lebensdauer von rund zehn Jahren haben sollen. "Das Ganze funktioniert wie die MyKad", erläuterte der Generaldirektor der malaysischen Straßenverkehrsbehörden gegenüber der Tageszeitung New Strait Times.

MyKad ist die Kurzform für "Malaysian Government Multipurpose Card" (GMPC), die seit 2001 sukzessive an die rund 23 Millionen Malaysier ausgegeben wird und eine Art Allround-Bürgerkarte darstellt. Die Smartcards enthalten digitalisierte Fingerabdrücke der Karteninhaber und sind nicht nur Personalausweis, sondern dienen gleichzeitig als internationales Reisedokument, Führerschein, Krankenversicherungskarte und auch als Electronic-Cash-Karte – für Datenschützer also geradezu ein Albtraum. Beteiligt sind an dem ID-Projekt neben mehreren nationalen Behörden (Gesundheit, Einwanderung, Verkehr, Polizei) auch diverse Finanzdienstleister.

Vor dem Hintergrund der geplanten Einführung einer Pkw-Maut – und nicht zuletzt wegen der konstant latenten Terrorgefahr hierzulande – dürfte das e-Plate-System über kurz oder lang auch deutsche Politiker in den Bann ziehen. In der EU testet Großbritannien bereits Funknummernschilder mit Long-Range-RFID-Systemen unter anderem in London, wo man Mautprellern, die vor der Stadteinfahrt gefälschte Kennzeichen an ihren Fahrzeugen montieren, leichter auf die Schliche kommen will. Vielleicht kommen die Verantwortlichen ja auch noch auf die Idee, dem Bürger die möglichen Vorzüge von technisch Machbarem pop-musikalisch näher zu bringen – so wie es die malaysische Regierung bei der MyKad tut. (pmz)