Genial & Geheim: Deutsche Turing-Ausstellung zum Alan Turing-Jahr 2012

Die Turing-Ausstellung im Paderborner Heinz Nixdorf MuseumsForum will versuchen, in einem geschichtlichen Rundumschlag den ganzen Turing zu präsentieren.

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Von
  • Jürgen Kuri

Heute vor 99 Jahren wurde Alan Turing geboren. Das Paderborner Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) hat dieses Datum zum Anlass genommen, für die kommende Sonder-Ausstellung "Genial & Geheim" zu werben, die einer der deutschen Beiträge zum Alan Turing Year sein wird. Die Turing-Show wird im Erdgeschoss des Museums installiert und läuft vom Januar bis Dezember 2012. Über das ganze Jahr hinweg werden sequentiell 10 Themen präsentiert, die das Leben und Sterben des Mathematikers und Kryptoanalytikers prägten.

Die Turing-Ausstellung will versuchen, anders als die übrigen Veranstaltungen, in einem geschichtlichen Rundumschlag den ganzen Turing zu präsentieren. Im Januar und in der ersten Februarhälfte soll die Atlantikschlacht und die Chiffriermaschine Enigma erklärt werden. Erst dann erfolgt der Auftritt von Turing als einer der wichtigsten Codebrecher von Bletchley Park. Mitte März gibt es Präsentationen zur Turing-Maschine, komplett mit einem Test-Terminal, das Turings Fragestellung anschaulich macht. Darauf folgen die Überlegungen, die Turing zu einem Computer-Schachprogramm auf dem Papier angestellt hat, illustriert mit dem IBM-Computer Deep Blue, der als erster einen Schachweltmeister schlug. Im Sommer kommen Turings Überlegungen zur Kybernetik an die Reihe, gefolgt von einer kleinen Ausstellung historischer Turing-Maschinen, die an der Universität Münster entwickelt wurden. Im Herbst macht die Sonderausstellung einen Seitensprung in die Biologie, weil sich Turing mit Musterbildungen und Wachstumsalgorithmen in der Natur beschäftigte. Danach geht es mit dem noch von Turing mitentworfenen Computer Pilot ACE zurück in die Welt der Informatik, um nach einem Exkurs in die Kunst mit den automatisch generierten Liebesbriefen die Umstände von Turings Tod zu beleuchten. Die Sonderausstellung endet mit einem Blick auf den späten Ruhm und der Bedeutung die Turing heute hat. Erinnert sei an die Rede, die US-Präsident im Mai im britischen Unterhaus hielt, in der er Alan Turing in eine Reihe mit Newton, Darwin, Edison, Einstein und Steve Jobs stellte.

Nach dem großen Erfolg der Shannon-Ausstellung Codes & Clowns, die von den vielen (Jonglier)-Geräten profitierte, die Claude Shannon gebaut hatte, ist Genial & Geheim ein gutes Stück abstrakter. Die wenigen Dinge, die Alan Turing gehörten, wurden nach seinem Suizid im Jahre 1954 vernichtet. "Alan Turing war eine Unperson, der Trotzki der Computer-Revolution", schreibt sein Biograph Andrew Hodges. Erst vor zwei Jahren konnte sich der damalige britische Premierminister Gordon Brown dazu durchringen, sich öffentlich für die Hormonbehandlung von Turings Homosexualität zu entschuldigen, die diesen in den Tod trieb. Zum kommenden Turing-Jahr gibt es in Großbritannien eine weitere Initiative: Weil Alan Turing bei der Qualifikation im Marathonlauf für die Olympischen Sommerspiele 1948 nur fünfter wurde (die ersten vier traten an), gibt es Bestrebungen, den Marathonlauf der London Olympics 2012 als Alan-Turing-Gedächtnislauf auszutragen. Die Geste soll für die Akzeptanz der Homosexualität im Sport stehen, wird aber vom Internationalen Olympischen Komitee vehement abgelehnt.

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(jk)