Grimme Online Award unter anderem für GuttenPlag-Wiki, DRadio Wissen, law blog

"Das Netz ist politisch, kreativ, innovativ und dazu ein wichtiges Element einer kollektiven Kontrolle und individueller Teilhabe", hieß es zur Verleihung der Preise für publizistische Qualität im Netz.

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Von
  • Jürgen Kuri

"Das Netz ist politisch, kreativ, innovativ und dazu ein wichtiges Element einer kollektiven Kontrolle und individueller Teilhabe." Bei der Verleihung der Grimme Online Awards für publizistische Qualität im Netz sparte Uwe Kammann, Leiter des Adolf-Grimme-Instituts, nicht mit großen Worten. "Die diesjährigen Preise belegen, welche Bandbreite es im Internet gibt." Dies gelte auch für die Gestalter und Anbieter der Online-Angebote. Es müssten nicht unbedingt starke Häuser sein. Auch Einzelpersonen böten hervorragende publizistische Inhalte und Formate.

Zu den Preisträgern gehört die Internet-Plattform GuttenPlag-Wiki, das politisch relevante und viel diskutierte Angebot entdeckte zahlreiche Plagiate in der Doktorarbeit des Ex-Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg und erhielt dafür den Preis in der Kategorie "Spezial". Ein weiterer Preis in dieser Kategorie ging an Zeit Online für "Verräterisches Handy: Was Vorratsdaten über uns verraten". Es ist ein hervorragend umgesetztes interaktives Angebot, das eindrücklich veranschaulicht, was Vorratsdatenspeicherung für jeden Einzelnen bedeutet, betont die Jury.

In der Kategorie "Information" gab es zwei Preisträger: zum einen DRadio Wissen für "die ganz besondere Art, Radio und Internet miteinander zu verbinden", zum anderen der law blog von Udo Vetter, der "über seinen Alltag als Strafverteidiger" berichte und mit Vorurteilen über die trockene Juristerei aufräume. Außerdem hob die Jury hervor, dass Vetter seinen Standpunkt contra Netzsperren und Vorratsdatenspeicherung glaubwürdig vertrete und auch das Blog "zu einer wichtigen Institution im Netz" habe werden lassen.

Im Bereich "Wissen und Bildung" geht ein Grimme Online Award an das Neusprechblog für die Entlarvung von "Worthülsen und verbale Verschleierungstaktiken" in der "verklausulierten Sprache in der Tagespolitik und im politischen Diskurs". Eine weitere Auszeichnung erhält die Arte-Webdokumentation Prison Valley über einen Ort in den USA, in dem Gefängnisse der wichtigste Wirtschaftsfaktor sind. In der Kategorie "Kultur und Unterhaltung" gibt es ebenfalls zwei Preisträger. Im Blog Reisedepesches berichtet Johannes Klaus über seine im Mai 2010 gestartete Weltreise; dies sei "so rund und detailverliebt umgesetzt, dass sie wie ein Leuchtturm aus dem Genre der Reiseblogs herausrage", erklärte die Jury. Den Preis an die Kinderwebsite wortwuselwelt begründet die Jury damit, der Online-Auftritt könne "die Internetnutzer von heute und morgen inspirieren, zukünftige Webangebote, (egal, ob für Kinder oder Erwachsene) einfach neu zu denken".

Der Publikumspreis ging in diesem Jahr an die Website zur MTV-Fernsehsendung GameOne. Auch hier konnten das Guttenplag-Wiki und das law blog punkten: Die Internet-Nutzer wählten sie auf die Plätze zwei und drei. Die "klicksafe-Preise für Sicherheit im Internet" gingen an Juuuport der Niedersächsischen Landesmedienanstalt und an Click it!², ein Theaterstück gegen Cybermobbing und sexuelle Gewalt im Internet von Zartbitter Köln.

Mit rund 2100 Einreichungen ist in diesem Jahr für den Award ein Rekord erzielt worden – nominiert waren 26 Web-Angebote. Seit 2001 zeichnet das Grimme-Institut mit dem Grimme Online Award hochwertige Websites aus. (jk)