US-Wettbewerbshüter nehmen Google unter die Lupe

Nach den Wettbewerbshütern der EU schaut sich nun auch die US-amerikanische Kartellbehörde die Arbeit von Google näher an.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 93 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andrej Sokolow
  • Thorsten Leemhuis
  • dpa

Berichte deuteten kürzlich schon darauf hin, jetzt ist es offiziell: Die Wettbewerbshüter der USA nehmen sich den Suchmaschinen-Primus Google zur Brust. Offensichtlich gehen sie der Frage nach, ob der Konzern seine Vormachtstellung bei der Internet-Suche ausnutzt, um kleinere Rivalen zu unterdrücken.

"Gestern haben wir eine Benachrichtigung der Handelsbehörde FTC (Federal Trade Commission) erhalten, nach der sie eine Überprüfung unseres Geschäfts eingeleitet hat", gab der Internetkonzern am Freitag in seinem Firmenblog bekannt und kündigte an, mit der Behörde zusammenarbeiten. "Es ist noch unklar, welches Anliegen die FTC genau hat", erklärte Google.

Seit Monaten kursieren Medienberichte, nach denen ausgerechnet Googles Kerngeschäft im Mittelpunkt des Interesses der Wettbewerbshüter von der FTC steht. Mit der Internet-Suche verdient die Firma bis heute ihre Milliardengewinne. Sie verkauft Anzeigen passend zu den Suchergebnissen, und mögliche Auflagen der Behörden könnten zu Umsatzverlusten führen.

Google hebt im Blog-Eintrag zur Untersuchung die eigenen Verdienste um die Internet-Suche hervor: Seine Technik habe die Wirtschaft wachsen lassen und Arbeitsplätze geschaffen, führt das Unternehmen aus und erklärt gleichzeitig, niemand müsse auf Google zurückgreifen. "Jedermann steht es frei, Google zu nutzen – es gibt viele andere Möglichkeiten, an Informationen zu gelangen."

Google beherrscht in den USA mehr als 60 Prozent des Suchmarktes, in einzelnen Teilen Europas sind es sogar 90 Prozent. In diesen Regionen ist Microsofts Suchmaschine Bing die einzig verbliebene relevante Konkurrenz. Die EU-Kommission hat deshalb bereits Ende vergangenen Jahres eine eigene Untersuchung eingeleitet und später ausgedehnt, nachdem sich Konkurrenten über ihrer Ansicht nach unlautere Geschäftsmethoden beschwert hatten – darunter auch Microsoft.

[Update]:
Wettbewerber werfen Google vor, die führende Suchmaschine lasse die Links zu ihnen im Keller der Treffer verschwinden - dort, wo weniger Nutzer sie sehen und anklicken. Das Ziel sei, die Kunden zu eigenen Diensten zu lenken und Rivalen aus dem Geschäft zu drängen. So begrüßte denn auch Fairsearch.org, ein Zusammenschluss von Google-Wettbewerbern wie Microsoft oder der Reiseanbieter Expedia, den FTC-Vorstoß. Es gebe keinen Mangel an Beispielen für wettbewerbswidriges Verhalten, hieß es in einem Blogeintrag. Google lenke Nutzer zu eigenen Produkten, manipulieren Suchergebnisse, kaufe Konkurrenten auf und verhalte sich unfair Werbekunden und Partnern gegenüber, lauten die Vorwürfe der Gruppe. Google erklärte, lediglich im besten Interesse seiner Nutzer zu handeln, wenn das Unternehmen seine Suchtechniken verfeinere und neue Produkte anbiete.

Die Wettbewerber tun sich schwer, Google Kunden abzujagen. Im Heimatmarkt USA laufen mehr als 60 Prozent der Anfragen über die führende Suchmaschine, in einigen Ländern Europas sind es zum Teil über 90 Prozent. Google sagt, dies sei das Ergebnis harter Arbeit und vieler Innovationen. Rivalen wie Microsoft argumentieren, das Suchmaschinen-Geschäft sei eines, in dem Größe noch mehr Größe nach sich ziehe: Je mehr Daten man hat, desto besser kann man die Suchergebnisse gewichten. Je mehr Kunden den Dienst nutzen, desto effizienter ist die Werbung. Microsoft-Manager beklagten schon vor Jahren, dass Bing es schwer habe, eine kritische Masse zu erreichen, um für Werbetreibende interessant zu werden. (thl)