Drei DNS-Rootserver für Indien

Indien gehört zusammen mit Brasilien und China zu den schärfsten Kritikern der US-Aufsicht über das Domain Name System. Mit der Installation der DNS-Rootserver zeigt man nun noch einmal deutlich Flagge.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 162 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Die indische Regierung hat die Inbetriebnahme von drei DNS-Rootservern in Delhi, Mumbai und Chennai bekannt gegeben. Dabei handelt es sich um so genannte Anycast-Instanzen von drei der 13 ursprünglichen Rootserver. Vergangene Woche wurde zuletzt ein Anycast-Abbild des I-Rootservers, der eigentlich in Stockholm steht, in Betrieb genommen. Zuvor wurden Instanzen des K-Rootserver des Reseaux IP Européen (RIPE) und des F-Rootservers des Internet Systems Consortium (ISC) aufgesetzt. ISC, RIPE und die schwedische NORDUnet/Automatica haben inzwischen zahlreiche Länder an das Rootserver-Anycast-Netz angeschlossen.

Indien gehört zusammen mit Brasilien und China zu den schärfsten Kritikern der US-Aufsicht über das Domain Name System -- Michael Gallagher, Assistant Secretary der US-amerikanischen National Information and Telecommunication Administration (NTIA) hatte Anfang Juli erst betont, man werde die Aufsicht über die ICANN und das DNS nicht aufgeben. Mit der Installation der Rootserver zeigt man nun, kurz vor dem Start der Verhandlungen zur künftigen Netzverwaltung in Genf Mitte September, noch einmal deutlich Flagge. Man will durch die Maßnahme, so sagte der indische Minister für Kommunikations- und Informationstechnologie, Shri Dayanidhi Maran, unabhängiger von den Servern in den USA sein.

Maran erklärte weiter, die Installation eigener Rootserver sei möglich geworden, nachdem man für eine Verbesserung der Bandbreiten und die Öffnung der .in-Domain gesorgt habe. Die drei Rootserver sollen die Kosten für internationale Verbindungen reduzieren und die Antwortzeiten bei Anfragen an die Rootserver in Einzelfällen von 100 auf unter 10 Millisekunden verringern. Die Konzentration von Rootservern an der US-Ostküste und die einseitige US-Aufsicht über Änderungen in der Rootzone waren einer der Auslöser für den Streit um die Internationalisierung der Netzverwaltung beim Weltgipfel der Informationsgesellschaft.

Bei den Verhandlungen, die kommende Woche mit informellen Vorgesprächen starten und bis Ende September einen Entwurf zur globalen Netzverwaltung für den zweiten Weltgipfel in Tunis produzieren sollen, ist Streit absehbar, nachdem sich die US-Verwaltung von einer Übergabe der Aufsicht über die Rootserver und die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers nach wie vor nicht überzeugt zeigt. (Monika Ermert) / (anw)