BKA und Bitkom kooperieren stärker bei Bekämpfung der Internetkriminalität

Der IT-Branchenverband und das Bundeskriminalamt sind in Berlin noch einmal auf die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2010 eingegangen. Der 2010 durch Cybercrime entstandene Schaden wuchs um zwei Drittel auf 61,5 Millionen Euro.

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Cybercrime-Delikte verursachten im vergangenen Jahr in Deutschland einen Gesamtschaden von 61,5 Millionen Euro. Das sind 24 Millionen Euro mehr als im Jahr 2009. Diese Details zu der im Mai vorgelegten Polizeilichen Kriminalstatistik ergänzte am heutigen Donnerstag in Berlin BKA-Präsident Jörg Ziercke zusammen mit dem neuen Präsidenten des IT-Verbands Bitkom, Dieter Kempf. Sie kündigten an, den Informationsaustausch zwischen Wirtschaft und Polizei weiter zu intensivieren. BKA und Bitkom wollten auch bei der Aufklärung der Nutzer eng kooperieren.

Mit "Cybercrime" sind Straftaten gemeint, die mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik oder gegen diese begangen werden. Bei 27.000 der insgesamt 60.000 hier im vorigen Jahr registrierten Fälle handelte es sich laut BKA um Computerbetrügereien wie beispielsweise das Phishing von Onlinebanking-Daten oder den missbräuchlichen Einsatz von Kreditkartendaten. Die Zahl der Phishing-Fälle ist laut BKA im Vorjahresvergleich um 82 Prozent auf 5300 gestiegen. Pro Fall entstand ein durchschnittlicher Schaden von 4000 Euro.

"Verschiedene Trojaner sind speziell auf den deutschen Bankenmarkt ausgerichtet und verfügen über das technische Potenzial, das iTAN-Verfahren erfolgreich anzugreifen“, warnte BKA-Präsident Ziercke. "Wer Online-Banking macht, sollte unbedingt auf die neuen Verfahren wie chip-TAN umsteigen", sagte Kempf. Mit der Sicherheit der TAN-Verfahren beschäftigt sich auch der Artikel "Generation TAN - Der Online-Banking-Ratgeber" in der aktuellen c't 14/11.

Einer Bitkom-Umfrage zufolge haben 70 Prozent aller deutschen Internet-Nutzer ab 14 Jahren schon einmal negative Erfahrungen im Web gemacht. Viren und andere Schadprogramme stehen dabei für 47 Prozent der User, also gut 25 Millionen Personen, an erster Stelle. Im Vorjahr waren es noch 43 Prozent.

Ziercke erläuterte, es würden auch mobile Endgeräte mit Schadsoftware infiziert, um parallel zum PC auch an die Daten möglicher SMS-basierter Authentifizierungsverfahren zu gelangen, etwa für Online-Banking oder E-Commerce per Kreditkarte. Zugenommen hätten auch verschiedene Ausprägungen der digitalen Erpressung. Hier fordern Täter eine Art Lösegeld, beispielsweise für das Nicht-Weitergeben gestohlener Daten oder das Unterlassen digitaler Angriffe auf die Unternehmens-Homepage.

Dabei arbeiteten die Cyberkriminellen international und arbeitsteilig zusammen, hieß es in Berlin. Sie zielten verstärkt auch auf Unternehmen. Laut einer KPMG-Studie verzeichnete über die Hälfte aller Unternehmen, die 2010 Opfer von Wirtschaftskriminalität wurden, Schäden durch Cybercrime. 2006 seien es noch 23 Prozent gewesen. Kempf erläuterte, Cyber-Kriminelle versuchten, sich Zugang zu sensiblen Informationen zu verschaffen, indem sie Mitarbeiter unter Druck setzen oder ihre Hilfsbereitschaft ausnutzen. (dab) / (anw)