Bundesarbeitsagentur kündigt Online-Stellenvermittler

Nur diejenigen, die selbst Stellenanzeigen entgegennehmen, sollen auch auf die Stellenanzeigen der Bundesagentur zugreifen können. Außerdem sollen Stellenanzeigen nur nach Prüfung an Online-Jobbörsen weitergegeben werden.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Die Bundesagentur für Arbeit hat ihre Zusammenarbeit mit Online-Stellenvermittlern zum 1. Januar gekündigt. Betroffen ist unter anderem der Kooperationspartner Rekruter.de. Als Alternative bietet die Bundesagentur Verträge an, bei denen nach Ansicht von Rekruter.de die Vermittler nur noch eingeschränkt mit Stellenangeboten versorgen werden.

In dem Rekruter.de vorliegenden Vertragsangebot heißt es: "Die Freigabe des Exports von Stellenangeboten aus der Job-Börse der Bundesagentur an die Jobbörse des Partners erfolgt nach Prüfung der Einhaltung der Qualitätsstandards durch ausdrückliche Erklärung seitens der Bundesagentur." Felix Mühlberg ist Geschäftsführer der FM-Studios, die Rekruter.de betreiben. Nach eigenen Angaben greifen monatlich über eine Million Nutzer auf die Stellenangebote von Rekruter.de zu. Für Mühlberg bedeutet die neue Regelung eine dramatische Veränderung: "Statt der aktuell rund 200.000 werden wohl weniger als hundert verwertbare Stellenangebote an Rekruter.de vermittelt." Mühlberg kritisiert: "Mit dem neuen Vertrag wird niemanden mehr außer der Bundesagentur geben, der den kompletten Datenbestand recherchierbar anbieten kann." Problematisch findet Mühlberg die Begrenzung der Trefferanzeige auf hundert Stellenanzeigen, die jeweils nur die neuesten Anzeigen unter den Top 100 bringt. Er bemängelt außerdem die beschränkte Anzahl von Selektionsmöglichkeiten.

Bundesagentur-Sprecherin Ilona Mirtschin betonte dagegen gegenüber heise online, dass die Bundesagentur bereits zur Jahresmitte allen Kooperationspartnern gekündigt habe. Wesentlicher Aspekt der neuen Kooperationsverträge sei es, dass sie auf Gegenseitigkeit beruhen: Nur diejenigen, die selbst Stellenanzeigen entgegennehmen, können auch auf die Stellenanzeigen der Bundesagentur zugreifen.

Die Bundesagentur wies in ihrem Kündigungsschreiben an Rekruter.de darauf hin, dass die neue Anwendung VerBIS den Arbeitgebern die Möglichkeit der Mitgestaltung gebe: "Um datenschutzrechtliche Anforderungen und die Interessen der Arbeitgeber zu wahren, wird die Weitergabe von Stellenangeboten an andere Jobbörsen auf ausdrücklichen Wunsch des Arbeitgebers und nur noch auf der Basis der namentlichen Bezeichnung der gewünschten Jobbörse hin erfolgen." Die Arbeitgeber haben damit künftig drei Alternativen: Sie können alle ihre Daten in der Job-Börse und somit im Internet veröffentlichen, sie können die Daten anonymisiert angeben oder nur der internen Verwendung im Vermittlungssystem der Bundesagentur VerBIS zustimmen.

Die Bundesagentur begründet die Änderung in ihrem Kündigungsschreiben damit, dass sich Unternehmen, die bei ihr Stellengesuche aufgegeben haben, beschwert hätten: "Viele Kunden der Bundesagentur fanden ihre Stellenangebote (gegebenenfalls mit Kontaktdaten) unerwartet auf Seiten von Jobbörsen wieder, über deren Einbeziehung in den Verbreitungsgrad sie sich nicht von vornherein bewusst waren."

Felix Mühlberg meint allerdings, die Bundesagentur habe Rekruter.de in den dreieinhalb Jahren der Kooperation über weniger als zehn Beschwerden informiert. Bereits bei der Annahme der Stellengesuche ließe sich dieses Problem lösen. Die Kündigung trifft aber auch die Partner von Rekruter.de wie etwa den öffentlich-rechtlichen Sender MDR, Giga-TV sowie über zwanzig Kommunen inklusive der Optionskommune Landkreis Oder-Spree.

Auf Basis der SGB-II-Gesetze können 69 so genannte Optionskommunen testweise die Vermittlung von Arbeitslosengeld-II-Berechtigten übernehmen. 2010 soll darüber entschieden werden, ob die Kommunen die Arbeitsvermittlung ganz übernehmen sollen. Damit befinden sich die Optionskommunen in direktem Wettbewerb zur Bundesagentur für Arbeit. Dies führte bereits zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. Den Optionskommunen bietet die Bundesagentur ab Januar Verträge für den Datenaustausch über die von der Bundesagentur entwickelte HR-BA-XML-Schnittstelle an. Dafür müssen die Kommunen ihre bisherigen Systeme umrüsten. (Christiane Schulzki-Haddouti) / (jk)