Studie: Deutschland droht bei Computerspiele-Entwicklung Anschluss zu verpassen

Um technologisch Schritt zu halten, sei die gezielte Ansiedlung und Förderung von Unternehmen erforderlich. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsprojekt der Universitäten in Jena und Greifswald.

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  • dpa

Deutschland droht bei der Entwicklung von Computer- und Videospielen laut einer Studie international hinterherzuhinken. Um technologisch Schritt zu halten, sei die gezielte Ansiedlung und Förderung von Unternehmen erforderlich. Zu diesem Ergebnis kommt ein einjähriges Forschungsprojekt der Universitäten in Jena und Greifswald, das heute auf dem Thüringer Mediensymposium in Erfurt vorgestellt wurde.

Der Computer- und Videospielemarkt weise ein stabiles Umsatzwachstum von jährlich mindestens 5 bis 10 Prozent aus, sagte der Jenaer Medienwissenschaftler Jörg Müller-Lietzkow. Die Branche setze in Deutschland jährlich rund 4,5 Milliarden bis 5 Milliarden Euro um. Hohe Wachstumsraten seien auch künftig durch neue Plattformen und neue Software zu erwarten.

Laut der Studie sind in Deutschland vielfach nur Tochterfirmen der großen Verleger angesiedelt. Die deutsche Entwicklerszene sei kreativ, aber leider zersplittert und relativ klein. Nur wenige Unternehmen erreichten eine Größe von mehr als 50 Mitarbeitern, die aber für internationale Spitzenproduktionen notwendig seien. Zudem seien die deutschen Entwicklungsproduktionen zu stark am deutschen Markt orientiert und fänden selten Anklang im Weltmarkt. Deutschland sei traditionell ein PC-Spielland, international hingegen dominierten Konsolen, sagte Müller-Lietzkow.

Zudem sei auf dem deutschen Markt die Nachfrage nach "Shootern" beziehungsweise gewalthaltigen Spielen nur gering, sagte Müller-Lietzkow. Stattdessen gebe es an Strategiespielen und sehr komplizierten Simulationsspielen ein stärkeres Interesse als in anderen Ländern.

Für Thüringen, das sich als Kindermedienstandort weiter entwickeln will, empfehlen die Autoren der Studie den Aufbau eines Spielekompetenzzentrums. Dieses solle bereits ansässige Firmen in ihrem Wachstum stärken und die Ansiedlung neuer Produktions- und Vertriebstöchter oder Filialen unterstützen. Notwendig seien ferner spezielle Ausbildungsgänge. Ziel eines solchen Zentrums sollte es sein, dass international konkurrenzfähige Computer- und Videospiele aus Thüringen angeboten werden können, die im Zusammenhang mit der Kindermedienlandstrategie stünden. Denkbar sei eine enge Zusammenarbeit mit dem im Erfurt ansässigen Kinderkanal von ARD und ZDF. (dpa) / (anw)