RoboCup-WM: 1500 Roboter in Istanbul

Bis Sonntag schicken 2600 Teilnehmer in der türkischen Metropole zur 15. RoboCup-Weltmeisterschaft ihre autonomen Roboter in Fußballduelle oder lassen sie sich als Rettungskräfte oder Haushaltshilfen bewähren.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

In Istanbul beginnt am Mittwoch die 15. RoboCup-Weltmeisterschaft. Die Organisatoren von der Bogaziçi University rechnen mit 2600 Teilnehmern. Sie werden schätzungsweise 1500 Roboter mit in die türkische Metropole bringen, um sie dort bis Sonntag in verschiedenen Wettbewerben gegeneinander antreten zu lassen.

Am Tag vor der Eröffnung herrschte schon geschäftiges Treiben in den drei für das Turnier reservierten Hallen des Istanbul Expo Center. Viele Teams sind bereits angereist, bauen ihre Roboter zusammen oder testen sie. Beim Auspacken der Transportkisten mag es da gelegentlich Überraschungen geben, wenn wichtige Teile zu Bruch gegangen sind oder fehlen. Zu einem erfolgreichen Abschneiden im Wettbewerb gehört es, auch mit solchen Situationen umgehen und improvisieren zu können.

Robocup-WM 2011 – vor dem Anpfiff (4 Bilder)

Robocup-WM 2011

Die Niederländer wollen's wissen: Kaum angekommen, haben sie schon die Roboter ausgepackt und sind am Programmieren. (Bild: Hans-Arthuer Marsiske)

Die Idee es RoboCup entstand Mitte der 1990er-Jahre. Roboter sollten Fußball spielen, um die Leistungen von Teams autonomer, mobiler Roboter vergleichbar zu machen und die Forschung voranzutreiben. Bis zum Jahr 2050 soll ein Team humanoider Roboter gegen den amtierenden Fußballweltmeister gewinnen. Als dieses langfristige Ziel des RoboCup formuliert wurde, schien es noch nicht notwendig zu spezifizieren, ob damit das Weltmeisterteam der Frauen oder der Männer gemeint ist. Man darf wohl davon ausgehen, dass die Wissenschaftler den Titelgewinn bei der Männer-WM anstrebten. Sie wären aber gewiss schon froh, wenn sie Roboter bauen könnten, die in der Lage wären, gegen ein beliebiges Amateurteam zu bestehen.

Davon kann derzeit noch keine Rede sein. Die Begegnungen sind aber häufig spannend und entwickeln sich immer wieder zu packenden Dramen mit überraschenden Wendungen. Und weil Menschen am Spielfeldrand stehen, die monatelange Arbeit in die Konstruktion und Programmierung der Kickmaschinen gesteckt haben, kommen auch die Emotionen nicht zu kurz.

So dürfte den Mitgliedern des niederländischen Teams Tech United immer noch die Niederlage in letzter Sekunde gegen Water aus China im Endspiel der Middle Size League 2010 in den Knochen stecken. Es war das dritte Mal in Folge, dass sich die Niederländer mit dem zweiten Platz zufriedengeben mussten. Das Zeug zum Titel haben sie allemal, ihre Roboter sind dribbelstark und schossen bei den RoboCup German Open so präzise Pässe wie kein anderes Team. Aber die 14 Rivalen, die nach Istanbul gekommen sind, werden auch nicht geschlafen haben.

Spannung versprechen auch die Begegnungen in den anderen Fußball-Ligen. Ermutigend für den Wettbewerb ist es, dass sich immer wieder neue Teams finden, die in das mittlerweile sehr anspruchsvolle Turnier einsteigen. In der Small Size League sind das etwa die Tigers Mannheim, die sich trotz zweieinhalbjähriger Vorbereitung keine ernsthaften Chancen auf einen der vorderen Plätze einräumen. "Wir sind froh, wenn wir gute Spiele bieten können", sagt Projektleiter Bernhard Perun von der Dualen Hochschule Baden Württemberg.

Ähnlich dürfte es den Teams KMUTT Kickers aus Thailand und AcYut aus Indien gehen, die erstmals mit mittelgroßen Robotern in der Teen Size der Humanoid League antreten.

Im Übrigen beschränkt sich der RoboCup schon lange nicht mehr auf Fußball allein. Die Wettbewerbe für Rettungs- und Haushaltsroboter haben in den vergangenen Jahren rasch an Bedeutung gewonnen und ziehen ebenfalls neue Teams mit neuen Ideen an. Eine eigene Halle ist schließlich dem Nachwuchswettbewerb RoboCup Junior gewidmet, wo Schülerinnen und Schüler ihre selbstgebauten Roboter kicken lassen, sie durch Rettungsarenen schicken und sprichwörtlich zum Tanzen bringen. Es könnte eine aufregende Woche werden. (anw)