Internet-Republik Deutschland: Knapp 18 Millionen bleiben draußen

Laut dem aktuellen "(N)onliner-Atlas" sind mittlerweile fast drei Viertel der Deutschen im Netz. Die Zahl der Onliner wuchs nur um 2,7 Prozentpunkte, während es im Vorjahr noch 2,9 Prozentpunkte waren. DSL bleibt die am meisten genutzte Zugangsart.

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Laut dem aktuellen (N)onliner-Atlas (PDF-Datei) sind mittlerweile 74,7 Prozent der Deutschen im Netz. Die Zahl der Onliner wuchs laut der zum elften Mal herausgegebenen Studie der Initiative D21 um 2,7 Prozentpunkte, im Vorjahr waren es noch 2,9 Prozentpunkte. So bleiben knapp 18 Millionen Bundesbürger über 14 Jahre nach wie vor draußen. Der Anteil der noch nicht Vernetzten, die in den kommenden zwölf Monaten erstmals das Internet nutzen wollen, ging von 3,8 Prozent im Jahr 2010 auf nunmehr 3,3 Prozent zurück.

Daniell Ott (D21), Robert Wieland (TNS Infratest), Barbara Schwarze (D21), Staatssekretär Hans-Joachim Otto und Jens-Olaf Bartels (Fiducia IT AG)

Der typische Onliner ist laut der Untersuchung, für die das Marktforschungsinstitut TNS Infratest über 30.000 Interviews durchgeführt hat, im Durchschnitt eher männlich, 41,5 Jahre alt und berufstätig. Er lebt in einem Haushalt mit 2 bis 3 Personen und hat ein Haushaltsnettoeinkommen von etwa 2380 Euro. Der typische Offliner ist dagegen eher weiblich, Im Durchschnitt 66,8 Jahre alt, nicht berufstätig, lebt in einem Haushalt mit 1 bis 2 Personen und hat ein Haushaltsnettoeinkommen von rund 1560 Euro.

Mit 11,8 Prozentpunkten war der Abstand bei der Internetnutzung zwischen den Geschlechtern noch nie so gering wie 2011. Im Vergleich zum Vorjahr sind 4,1 Prozentpunkte mehr Frauen online und liegen jetzt bei einer Nutzungsquote von 68,9 Prozent. Männer nutzen zu 80,7 Prozent das Internet. Das sind 1,2 Prozentpunkte mehr als 2010.

TNS-Infratest-Geschäftsführer Robert Wieland sprach zur Vorstellung des (N)onliner-Atlas am Donnerstag in Berlin von "Sättigungstendenzen". Vor allem bei den über 70-Jährigen "passiert nichts, obwohl das iPad der Renner bei ihnen im Weihnachtsgeschäft war". Aber auch bei den Onlinern sei die Nutzungskompetenz oft nicht hoch ausgeprägt: "Nur jeder Zweite gehört zu den Digital Souveränen." Es sei absehbar, "dass ohne gezielte Förderung der Offliner die Zuwachsraten in den nächsten Jahren weiter abnehmen".

Wirtschaftsstaatssekretär Hans-Joachim Otto (FDP) meinte, das Glas sei immerhin dreiviertel voll. Es ziehe sich aber noch ein "deutlicher digitaler Graben entlang von Alter, Einkommen und Geschlecht". Diese Lücken müssten geschlossen werden. "Das ist jetzt sehr aufwendig und kleinteilig, jedes weitere Prozent wird schwieriger", räumte Otto ein. Neue Förderungsprogramme neben Initiativen wie "Internet erfahren" oder "Wege ins Netz" konnte er aber nicht verkünden.

Erstmals sind durch ein Wachstum von 4,9 Prozentpunkten 51 Prozent der Befragten mit Volksschulabschluss ohne Lehre online. Die Gruppe mit Abitur oder Studium ist dem gegenüber schon über beziehungsweise an der 90-Prozent-Marke angelangt. Schüler sind mit knapp 98 Prozent Vernetzten nach wie vor die Spitzenreiter. Barbara Schwarze, Präsidiumsmitglied der Initiative D21, bemängelte dennoch, dass es hierzulande bislang nicht gelinge, an den Schulen eine digitale Kompetenz unabhängig von der sozialen Herkunft der Auszubildenden zu vermitteln.

Mit einem Wachstum von 2,9 Prozentpunkten liegt die Gruppe der über 50-Jährigen bei einem Online-Anteil von 52,5 Prozent. Diese Steigerung ist hauptsächlich auf die Altersgruppe der 50- bis 69-Jährigen zurückzuführen. Bei den Senioren über 70 ist nur ein knappes Viertel "drin".

Aktuell sind 53 Prozent der Haushalte mit einem Nettoeinkommen von unter 1000 Euro online. Der Teil der Bevölkerung mit über 3000 Euro in der Haushaltskasse ist dagegen zu 92 Prozent vernetzt. Die digitalen Gräben laufen auch nach wie vor entlang der Bundesländer: Bremen führt mit 80 Prozent Surferanteil die Rangliste vor Berlin mit 79 und Baden-Württemberg mit 78 Prozent an. Deutlichen Nachholbedarf haben viele ostdeutsche Flächenländern wie das neue Schlusslicht Sachsen-Anhalt. Das Saarland liegt aufgrund einer unterdurchschnittlich Zuwachsrate auf Rang 15.

Bei den Haupt-Zugangsarten liegt DSL mit 43,2 Prozent nach wie vor mit großem Abstand vorn, auch wenn es hier nur noch um 0,4 Prozentpunkte nach oben geht. Das breitbandige TV-Kabel legt um 1,4 Prozent zu und erreicht einen Anteil von 5,9 Prozent. Mobilfunk mit UMTS oder LTE macht erst 2,9 Prozent aus. Hartnäckig halten sich Analogmodem und ISDN-Anschluss: 15,9 Prozent der Bevölkerung kriechen nach wie vor schmalbandig über die Datenautobahn. Seit 2009 ist ihr Anteil kaum zurückgegangen. (anw)