Akkutransplantation

Wenn Li-Ion-Akkus im Notebook keine rechte Leistung mehr bringen, reicht die Kapazität für andere Anwendungen durchaus noch. Wie wäre es mit einem Notebookakkuschrauber oder einer Notebookakkutaschenlampe?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Carsten Meyer

Nur eine Akkutransplantation bewahrte dieses Gerät vor dem Mülleimer,
Ich besitze einen Akkuschrauber zweifelhafter Provenienz – ein Erbstück meines Vaters, der an keinem Discounter-Schnäppchen vorbeigehen konnte. Obwohl mechanisch noch ganz fit, hielt der Akku zuletzt nur noch zwei Spax-Schrauben durch, was selbst für einen Geleganheitsbastler eindeutig zu wenig ist. Eigentlich ein wirtschaftlicher Totalschaden: Die eingebauten Billigst-Zellen durch hochwertige NiMH-Akkus zu ersetzen, würde überschlägig 15 × 4 = 60 Euro kosten. Die erste Alternative, Mignon-Akkus zu einem Paket zu schnüren, wurde ebenfalls verworfen: Die handelsüblichen Exemplare haben keine aufgepunkteten Lötfahnen, und das Herumlöten direkt an den Kontakten nehmen sie übel. Ein Batteriehalter schied wegen der hohen Übergangswiderstände ebenfalls aus.

Durch Zufall kam ich an ein ausgedientes Akkupack für ein Dell-Notebook. Das Gehäuse aus schlagfestem, rundum verklebtem Kunststoff hielt grobem Werkzeug nur kurz stand: Einfach entlang der Naht mit einem Stechbeitel auftrennen. Im Innern fanden sich acht paarweise parallelgeschaltete Li-Ion-Standardzellen vom Typ 18650, zu meiner größten Überraschung fast voll geladen; offensichtlich hatte nur die Spannungsüberwachung ihren Geist aufgegeben. Also Obacht: Li-Ion-Akkus können bei Kurzschlüssen platzen und unter Absonderung übelster Dämpfe in Flammen aufgehen.

Geöffnetes Dell-Akkupack: Zellen i.O., Elektronik k.o.
Das Paket habe ich vorsichtig zerlegt und für die benötigte Spannung mit Schrumpfschlauch neu zusammengesetzt: Fünf Zellen ergeben in Reihe rund 20V. Damit summte der Schrauber wie am ersten Tag und zog dickste Holzschrauben in die Hartholzbohle, ausdauernder als im Neuzustand.

Allerdings hatte ich in meinem Eifer übersehen, dass auch kräftige Li-Ion-Zellen irgendwann mal leer sind. Das Aufladen aber ist das eigentliche Problem: Li-Ion-Zellen vertragen nicht die geringste Überladung; sie setzen die überschüssig zugeführte Leistung nicht wie Nickel-Akkus in Wärme um, sondern in Lautstärke und Qualm.

Laut einschlägiger Fachmeinung darf man Li-Ion-Akkus nicht ohne Spannungsüberwachung jeder einzelnen Zelle in Reihe schalten. Hat die Spannung einer Zelle beim Laden 4,1V erreicht oder beim Entladen rund 3V unterschritten, muss sie sofort vom Lade- bzw. Laststrom getrennt werden. Eine Parallelschaltung ist dagegen sehr wohl zulässig. Das Aufladen einer 18650 ist eigentlich sehr einfach, wenn man sich mit 90 Prozent der Nominal-Kapazität zufriedengibt: Ein Ampere draufgeben und warten, bis an der Zelle genau 4V anliegen. Dann vom Netzgerät trennen.

Neue Heimat: Notebook-Zellen in der Schrauber-Batterie. Bei gleicher Kapazität sind sie deutlich leichter.
Wegen der eher sporadischen Nutzung (Vorteil: Li-Ion-Akkus selbstentladen sich sehr viel langsamer als NiMH-Akkus) habe ich auf eine aufwendige Ladeüberwachung verzichtet. Läuft der Schrauber nur noch langsam, wird der umgebaute Akkupack eine Stunde in das Original-Ladegerät eingesetzt – unter ständiger Beobachtung und unter Verwendung einer Zeitschaltuhr, wohlgemerkt. Der Lader liefert etwa 1,5A, so dass nach dieser Zeit die 2,2-Ah-Akkus zu zwei Drittel gefüllt sind; mehr sollte man seiner Feuerversicherung nicht zumuten.

Reicht für ein Elektro-Kleingerät eine einzelne Zelle, kann man zum Aufladen übrigens prima die Ladeschale einer abgelegten Digitalkamera o.ä. verwenden, sofern diese mit einem Li-Ion-Akku ausgestattet war. Ist die Li-Ion-Nominalspannung von 3,7V zu hoch, kann man 0,7V mittels einer in Serie geschalteten Diode 1N5407 vernichten. So geschehen bei einer Taschenlampe, die mit zwei Trockenbatterien (beziehungsweise der klassischen 3V-Stabbatterie) betrieben wird. (cm)