Erfolgreiches Design

Frederick P. Brooks hat eine Sammlung von Essays veröffentlicht, die einen Überblick auf die tieferen Probleme geben will, die hinter missglückten Projekten stehen – durch Vermittlung von Wissen, aber auch einer Haltung und Arbeitseinstellung.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Herbert Breunung

Frederick P. Brooks
Erfolgreiches Design

mitp, Mai 2011
417 Seiten
ISBN 978-3-8266-9080-8
€ 34,95

Der Titel ist ein wenig irreführend. Das Buch heißt im englischen Original "Design of Design", was deutlicher ankündigt, dass es um die Metaaspekte des Entwerfens geht. Auch strahlt diese Überschrift eher den reflektierenden und entspannten Ton aus, der sich durch das Büchlein zieht.

Der Diminutiv war als Kompliment gedacht, denn abzüglich aller Quellen, Tabellen, Grafiken und Bilder bleiben unter 300 Seiten Text, deren handfreundliches Format etwas kleiner als das der meisten Bücher ausfällt. Die Seiten haben darüber hinaus ein durch viele Listen, Zitate und Überschriften aufgelockertes Äußeres, und der Schreibstil ist ebenfalls nicht anstrengend.

Oberflächlich betrachtet wirkt er sogar plauderhaft, als ob der "alte Herr" aus seinem Leben, von seinen Gedanken und dem angehäuften Wissen über die gesamte abendländische Kultur erzählte. Dabei sind die Gedankengänge knapp und präzise ausgearbeitet, und die jeweils passenden Zitate, Geschichten oder Fallbeispiele dienen der notwendigen Illustration. Denn erst anhand der detaillierten Beispiele können
Programmierer von heute die Probleme in ihrem Alltag wiedererkennen, selbst wenn die Szenarien teilweise aus einer Zeit stammen, als der Arbeitspeicher von Servern noch in Kilobyte gemessen wurde, oder sie gar nichts mit Rechentechnik zu tun haben.

Das eigentliche Ziel dieser Schrift liegt nämlich darin, den Leser einige Schritte rückwärts gehen zu lassen, um mit größerem Überblick die tieferen Probleme, die hinter missglückten Projekten stehen, sehen zu können. Das sind unter anderem unsinnige oder unvollstänige Vorgaben, starre Entwicklungsmodelle, Tunnelblick und unerkannt veraltete Gewohnheiten. Alles bekannte Dinge, zu deren Abhilfe nicht nur "agile" und "extreme" Softwareentwicklungen "erfunden" wurden.

Die Kunst liegt allerdings darin, den Balken im eigenen Auge zu sehen. Brooks' Werk kann hierzu anleiten. Durch Vermittlung von Wissen, aber auch einer Haltung und Arbeitseinstellung. Man könnte es sogar als geführte Meditation bezeichnen, denn die Botschaft lautet: dem Gefühl und der Intuition den nötigen Freiraum zu lassen. Im Gegensatz zur populären Esoterik jedoch nicht auf Kosten des kritischen Verstandes. Worauf bei Analysen zu achten ist, wird ebenfalls besprochen.

Brooks schrieb eine "Sammlung von Essays", weil er weder belehren noch an Lehrbuch-Standards gemessen werden wollte, sondern "nur" um die Quintessenz seiner reichen Erfahrung weiterzugeben, zu der er auch die gekelterte Weisheit seiner zahlreichen Kontakte gab. Immerhin ist der Mann, der hier offen über seine guten und schlechten Entscheidungen schreibt, der gleiche, der einst mitbeschloss, das ein Byte ab jetzt 8 Bit zu haben hat, und der vor 36 Jahren mit "Vom Mythos des Mann-Monats" einen echten Meilenstein für das Projektmanagement in der IT schrieb. Trotzdem nimmt er sich nicht zu wichtig, sondern schätzt auch die Beiträge von "Jünglingen" wie Eric S. Raymond und Linus Torvalds freundlich und ausgewogen ein. Lediglich neuere Entwicklungen wie Skype und Git (oder verwandte Software) wurden leider nicht aufgegriffen. (ane)