Anonymous-Hack gegen NATO-Server

Das Hacktivisten-Kollektiv Anonymous will nach eigenen Angaben zahlreiche brisante Dokumente von einem NATO-Server kopiert haben, deren Veröffentlichung aber "unverantwortlich" wäre.

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Von
  • Ronald Eikenberg

Das Hacktivisten-Kollektiv Anonymous gab über Twitter bekannt, zahlreiche geheime Dokumente von einem Server der NATO kopiert zu haben. Als Beweis hat Anonymous zwei PDF-Dokumente der NATO aus den Jahren 2007 und 2008 veröffentlicht, die angeblich von der NATO stammen. Die Klassifizierung "Nato restricted" lässt darauf schließen, dass die Dokumente nur zur Weitergabe innerhalb der Organisation bestimmt sind, sofern sie echt sind. Insgesamt wollen die Hacktivisten Daten im Umfang von einem Gigabyte kopiert haben. Das meiste Material könne jedoch nicht veröffentlicht werden, weil dies "unverantwortlich" wäre, erklärte Anonymous.

Ein weiteres veröffentlichtes Dokument trägt den Titel "Sicherheit innerhalb der NATO" und ist auf das Jahr 2002 datiert, jedoch nicht als geheim eingestuft. "Es scheint, als hätte das niemals jemand gelesen", spottet die Gruppe. Der Servereinbruch soll durch eine simple SQL-Injection gelungen sein. Weitere "interessante Daten" will Anonymous im Laufe der nächsten Tage ins Netz stellen.

Die NATO bestätigte die Echtheit der Dokumente bislang nicht. Jedoch hat das Militärbündnis umgehend Sicherheitsexperten mit der Analyse des Falls beauftragt, wie ein NATO-Sprecher gegenüber der dpa bekanntgab. "Wir verurteilen aufs Schärfste die Veröffentlichung von Dokumenten, die als geheim eingestuft sind. Das ist eine potenzielle Gefahr für die Sicherheit der Nato-Verbündeten, der Streitkräfte und Bürger", erklärte der Sprecher.

Inzwischen haben die Hacktivisten auch auf die Festnahme von insgesamt 21 mutmaßlichen Anonymous-Mitgliedern in den USA, Großbritannien und den Niederlanden reagiert. Gemeinsam mit der verbündeten Gruppierung LulzSec veröffentlichten sie eine Antwort auf eine Stellungnahme des stellvertretenden FBI-Direktors Steve Chabinsky. Man nehme zur Kenntnis, dass dieser "Chaos im Internet als inakzeptabel" bezeichnet habe, heißt es in der Erklärung. "Nun lassen Sie uns sagen, was wir inakzeptabel finden: dass Regierungen ihre Bürger belügen, Angst und Schrecken verbreiten, um sie unter Kontrolle zu halten, indem ihre Freiheit Stück für Stück abgebaut wird." Diese Regierungen und die mit ihnen zusammenarbeitenden Konzerne seien der Feind der Hacktivisten. "Wir werden sie weiter bekämpfen, mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln."

Bei den am Dienstag festgenommenen Verdächtigen soll es sich zum größten Teil um Personen handeln, die zur Unterstützung der Enthüllungsplattform Wikileaks an Denial-of-Service-Attacken gegen Finanzunternehmen wie PayPal, Mastercard und Visa mitgewirkt haben. (rei)