Offenburg führt erstes Fingerabdruck-Bezahlsystem an Schulen ein

Im badischen Offenburg sollen 5000 Schüler der Ganztagesschulen ihr Mittagessen künftig mit dem Fingerabdruck bezahlen. Die Stadt schafft dafür ein 110.000 Euro teures biometrisches Bezahlsystem an.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Im badischen Offenburg (Ortenaukreis) bezahlen Schüler der Ganztagesschulen ihr Mittagessen künftig mit dem Fingerabdruck. Der Offenburger Gemeinderat beschloss Anfang der Woche die Einführung eines 110.000 Euro teuren biometrischen Bezahlsystems, das zum neuen Schuljahr 2007/08 in insgesamt acht Schulen installiert werden soll. Offenburg ist damit bundesweit die erste Gemeinde, die ein Bezahlsystem per Fingerabdruck in Schulmensen verwirklicht. Betroffen werden rund 5000 Schüler sein, die in den Pausen zwischen Vor- und Nachmittagsunterricht in der Schule essen wollen.

Die Technik stammt vom Lahrer Unternehmen it-werke, das bereits zahlreiche Verbrauchermärkte und auch Gaststätten mit dem Fingerabdruck-Bezahlsystem "Digiproof" ausgestattet hat. Kassen werden dabei um optische Fingerabdruck-Scanner erweitert, an denen Kunden Einkäufe oder Rechnungen statt in bar oder per Bankkarte durch die Überprüfung des Fingerabdrucks bezahlen können. Kunden, die an dem System teilnehmen wollen, hinterlegen zunächst einen Referenzdatensatz ihrer Fingerlinien und willigen zudem in das Lastschrifteinzugsverfahren ein, wodurch der Geldtransfer im Hintergrund autorisiert wird.

Die Einführung eines biometrischen Bezahlsystems im Schulbereich ist in Offenburg allerdings nicht unumstritten. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen stimmte gegen eine Umsetzung der Vorlage – vor allem wegen datenschutzrechtlicher Bedenken. "Der gewerbliche Essensverkäufer bekommt damit Zugriff auf Konsum- und Finanzinformationen vieler Familien", erläutert die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Angelika Wald, im Gespräch mit heise online. Hintergrund ist eine Sondervereinbarung, mit der sich die Stadtverwaltung der datenschutzrechtlichen Verantwortung entzieht. Zwar tritt die Stadt als Käufer des Systems auf, sie überträgt dieses aber an den gewerblichen Anbieter. Produziert und an die Schulen geliefert wird das Essen von den Großküchen der Messe Offenburg.

Dorn im Auge ist den Grünen auch die Tatsache, dass Schüler, die nicht an dem biometrischen Bezahlsystem teilnehmen wollen, tiefer in die Tasche greifen müssen: Nach Ablauf der einjährigen Testphase soll beim Hauptessen ein Aufschlag für Barzahler erhoben werden. Die Stadtverwaltung erhofft sich unter anderem Einsparungen bei den Personalkosten, da man davon ausgeht, weniger Bedienstete für Kassier- und Abrechnungsaufgaben binden zu müssen. Das auf Körperdaten basierende Bezahlsystem sei im Gegensatz zu Chipkarte oder Bargeld sicher und zugleich wirtschaftlich, erklärte Offenburgs Schul- und Finanzbürgermeister Christoph Jopen (SPD). (pmz)