Ist das Internet sein eigener Feind?

Am Rande des 81. Treffens der Internet Engineering Task Force äußerten sich Wissenschaftler skeptisch über die Zukunft des Internets. Ohne die richtige Regulierung könne das Internet das gleiche Schicksal erleiden wie sein Vorgänger, das Telefonsystem.

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Von
  • Monika Ermert

Das Internet hat das klassische Telefonsystem und dessen Provider als Haupt-Kommunikationssystem abgelöst. Dabei müsse es nicht bleiben, ohne die richtige Regulierung könne das Internet das gleiche Schicksal erleiden wie sein Vorgänger, sagte Geoff Huston, Chefwissenschaftler am Asia Pacific Network Information Centre (APNIC). Er spach auf einer von der Internet Society organisierten Podiumsdiskussion zur Zukunft des Internet am Rande des 81. Treffens der Internet Engineering Task Force (IETF) in Quebec.

Für Huston ist die schleppende Einführung von IPv6 ein Beispiel dafür, wie verkrustet, innovationsfeindlich und zersplittert die Netzwirtschaft sei. Während die Inhalteanbieter auf einen raschen Einsatz des neuen Protokolls drängten, ließen sich die Provider Zeit, denn für sie koste der Umstieg erst einmal Geld. Wenn die Chancen, Internet und Internettechnik weiterzuentwickeln nicht gesetzlich abgesichert würden, könnten zwar Unternehmen wie Google, Apple oder Microsoft weiter ihre Geschäfte treiben, potenzielle neue Wettbewerber aber blieben draußen, sagte Huston. Der Druck auf das System könne dann so lange wachsen, bis er zu hoch sei.

Bernard Adoba, Chef des Internet Architecture Board (IAB), betonte, Politiker in Washington dächten bereits über eine Frist für das Ende des Telefonsystems nach und diskutierten über Aufräumarbeiten in der Regulierung. Eine zentrale Frage werde sein, welche Antwort Regierungen auf das Verschwinden von Grenzen im Netz geben werde. Um Wettbewerb zu fördern, gehe es manchmal nicht ohne Regulierung, stimmte Adoba Huston zu.

Leslie Daigle, Chefwissenschaftlerin der Internet Society (ISOC), teilte zwar Hustons Meinung über staatliche Eingriffe, sie wies aber auch auf die Gefahren hin, die damit verbunden wären, wenn nationale Grenzen fürs Netz gesetzlich abgebildet würden. Daigle reagierte damit auf den Einwand von BT-Forschungschef Bob Briscoe, laut dem die Diskussion über Netzneutralität auf den Widerwillen insbesondere in den USA zurückzuführen sei, in den unteren physikalischen Schichten der Netze zu regulieren. Nach Briscoes Eindruck leidet das Internet an allen Symptomen, die für ein Marktversagen sprechen. Der britische Computerwissenschaftler Mark Handley (UCL) sieht hingegen noch ordentlichen Wettbewerb in Großbritannen. Es gebe Provider, über die er IPv6 bekommen könne. (anw)