Zwölf Firmen haben angeblich Patentansprüche gegen WebM

Nach einem Aufruf des MPEG-LA-Konsortiums im Februar haben sich mehrere Unternehmen gemeldet, die glauben, dass WebM gegen von ihnen gehaltene Patente verstößt.

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Von
  • Volker Zota

Googles Behauptung, sein Videoformat VP8/WebM sei frei von Patentrechten Dritter, steht möglicherweise in Frage. Nach einem Aufruf des MPEG-LA-Konsortiums im Februar haben sich mehrere Unternehmen gemeldet, die glauben, dass WebM gegen von ihnen gehaltene Patente verstößt. Davon sollen zwölf Firmen "entscheidende" Schutzrechte besitzen. Das geht aus einem schriftlichen Interview hervor, das streamingmedia.com mit dem Sprecher des Konsortiums führte. Um wessen und welche Patente es sich handelt, wollte die MPEG-LA auf Nachfrage des Patentexperten Florian Müller (FOSS-Patents) nicht preisgeben.

Google lässt nicht einschüchtern und betonte, dass es an VP8/WebM festhalte und sich weiterhin dafür einsetze, es als offenes und lizenzkostenfreies Videoformat für HTML 5 zu etablieren.

Bei der Veröffentlichung des Webvideoformats vor über einem Jahr hatte Google angegeben, die essenziellen Patente des mit der Übernahme des Codec-Spezialisten On2 Technologies in den Besitz des Internet-Konzerns übergegangenen VP8-Videocodecs zu halten. Codec-Experten wie Jason Garrett-Glaser, Hauptentwickler des freien H.264-Encoders x264, zweifelten jedoch an, dass VP8 frei von Rechten Dritter sei. Ähnlich begründete auch Microsoft seine Entscheidung, das Format in seinem Internet Explorer nicht direkt zu unterstützen.

Um sich für bevorstehende Patentprozesse zu wappnen, hatte Google ein Kreuzlizenzierungsabkommen für VP8/WebM ins Leben gerufen. Es kann die Patentprobleme des Formats jedoch nicht aus der Welt schaffen; die einzelnen Lizenznehmer werfen lediglich ihre Videokodierung betreffenden Schutzschriften in die Waagschale, um bei etwaigen Prozessen die Patente gegeneinander aufrechnen und so schließlich einen Vergleich schließen zu können.

Da sich solche Patentprozesse über Jahre hinziehen können, ist der Traum eines gänzlich lizenzkostenfreien Webvideoformats zwar noch nicht ausgeträumt. Die Patentfragen dürften aber der weiteren Verbreitung von WebM hinderlich sein. Die MPEG LA, die vorrangig die MPEG-2- und H.264-Patentinhaber vertritt, dürfte damit ein wesentliches Ziel erreicht haben, hat sich doch durch die WebM-Initative ein Zweikampf um die HTML5-Webvideokrone entwickelt. Die Veröffentlichung des von Google, Mozilla, Opera und anderen unterstützten Webvideoformats hatte dazu geführt, dass die H.264-Patentinhaber ihrer Lizenzpolitik über den Haufen werfen mussten und verkündeten, dass freies Internet-Streaming in H.264 dauerhaft nichts kosten wird. (vza)