23C3: Drohnen Marke Eigenbau

Hacker haben unbemannte Flugobjekte als neues Spielzeug entdeckt. Sie wollen die einst dem Militär vorbehaltenen Überwachungsapparate selbst bauen und neuen Verwendungen zuführen.

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Hacker aus den Reihen des Chaos Computer Clubs (CCC) haben unbemannte Flugobjekte als neues technisches Spielzeug entdeckt. Sie wollen die einst dem Militär vorbehaltenen Überwachungsapparate selbst zusammenbauen und neuartigen Verwendungen zuführen. "In einem Jahr hat die Community eine Drohne für unter 1000 Euro gebaut", gab Andreas Steinhauser vom CCC am Mittwoch auf dem 23. Chaos Communication Congress in Berlin als konkretes Ziel aus. Die Hacker müssten die Technik verstehen lernen, "weil wir damit kontrolliert werden und kontrollieren können", führte der unter dem Pseudonym "Steini" bekannte Bastler zur Begründung aus. Als möglichen Einsatzzweck nannte ein Kongressbesucher die Überwachung der Polizei durch Demonstranten, bevor es andersherum komme.

US-Städte wie Los Angeles experimentieren bereits mit so genannten Micro oder Unmanned Aerial Vehicles (MAV beziehungsweise UAV) zur Videoüberwachung großer Areale, die unter anderem am Massachusetts Institute of Technology (MIT) oder an der University of Florida entwickelt werden. Die dabei eingesetzten Geräte sind kaum noch handgroß. Schwer am Himmel auszumachen ist auch der Phantom Sentinel UAV Boomerang, den die US-Firma VeraTech Aero vorgestellt hat und der mit einem einzelnen Rotor auskommt.

Konkretes Vorbild für den CCC-Eigenbau soll aber die Drohne md4-200 der Kreuztaler microdrones GmbH sein. Das Unternehmen hat den Hackern freundlicherweise einen der unbemannten Flieger für Testzwecke überlassen, die sie für rund 10.000 Euro kommerziell über Partner im Rüstungsgeschäft vertreibt. Der Chef der Firma habe ihn sogar über zahlreiche Schnittstellen des UAV in Kenntnis gesetzt, "was wir sonst mühsam hätten reverse engineeren müssen", freute sich Steini im neudeutschen Hackerjargon.

Die md4-200 wird von vier Rotoren angetrieben und nutzt ein GPS-System zur Steuerung sowie zum Halten der Position auch bei leichtem Wind. Die Drohne sei 20 bis 30 km/h schnell und könne bis zu 200 Gramm schwere Gegenstände wie etwa einen digitalen Camcorder tragen. Das Ding liege vergleichsweise ruhig in der Luft und man könne somit auch gut in Fenster reinschauen, erläuterte Steini und führte das Flugverhalten gleich am Veranstaltungsort vor, dem Auditorium des Berliner Congress Centers. (Stefan Krempl)/ (cp)