Bulgarien stoppt Erneuerung von Microsoft-Lizenzen

Die bulgarische Regierung will ihren bestehenden Vertrag über Software-Lizenzen von Microsoft vorerst nicht verlängern. Das osteuropäische Land experimentiert derweil mit Alternativen aus dem Open-Source-Bereich.

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Von
  • Monika Ermert

Die bulgarische Regierung will ihren bestehende Vertrag über Software-Lizenzen von Microsoft vorerst nicht verlängern. Der bulgarische Staatsminister, Dimitar Kalchev, sagte laut einem Bericht der bulgarischen Tageszeitung Trud, man werde die Entscheidung dem nächsten im Juni gewählten Kabinett überlassen. Veni Markowski, Chef der Internet Society in Bulgarien und einer der Hauptkritiker der Microsoft-Geschäftspraktiken in dem osteuropäischen Land, begrüßte die Entscheidung.

Die bulgarische Internet Society (ISOC) hatte mehrere Verfahren gegen den US-Softwareriesen mit ins Rollen gebracht. "Microsofts Vertrag mit der Regierung wird derzeit vom Bulgarischen Generalstaatsanwalt untersucht," schreibt Markowski in einer ersten Reaktion auf die Entscheidung der Regierung. "Außerdem sind die Geschäftsgebaren von Microsoft auch Gegenstand einer Untersuchung der bulgarischen Fair-Trade Commission und der Kommission für Verbraucherschutz."

Die Regierung hatte laut Markowski für 13 Millionen US-Dollar 30.000 Windows-XP-Pakete gekauft. Die Lizenzen müssen demnächst erneuert werden, weitere 10.000 zusätzliche Lizenzen laufen noch bis 2007. Die ISOC Bulgaria hatte unter anderem wegen überhöhter Preise Alarm geschlagen und der Regierung vorgeworfen, sie habe für die Schulen des Landes mehr Lizenzen gekauft als dort Rechner vorhanden seien.

Die ISOC engagiert sich in der Zwischenzeit als Projektträger für ein von der UNDP, der Entwicklungshilfeorganisation der UNO, finanziertes Open-Source-Projekt in den Balkanstaaten. Dabei sollen Städte und Gemeinden beim Einsatz von Linux und OpenOffice unterstützt und geschult werden. Die Resonanz auf das Projekt ist laut Julia Velkova, technische Koordinatorin des Projekts, gerade in Bulgarien sehr groß; man könne sich kaum vor Anfragen retten.

Bemerkenswert in dem UNDP-Projekt sei ihren Angaben zufolge auch, dass etwa im Kosovo selbst im letzten Winkel noch Support für Open-Source-Software aufgestöbert werden kann. Weil es im Kosovo anders als in Bulgarien noch keinerlei Standardisierung bei der Arbeit in den Kommunen gibt, fällt der Linux-Einstieg hier leicht. Migrationsprobleme und Abhängigkeiten von der Windows-Welt fallen weg. (Monika Ermert) / (thl)