Chinesisches Portal muss Hollywood Schadensersatz leisten

Ein Gericht hat eine Tochterfirma des Suchmaschinen-Betreibers Sohu.com wegen unerlaubter Verbreitung von US-Filmen zu Schadensersatz und Unterlassung verurteilt.

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Der Betreiber des chinesischen Internet-Portals Sohu.com muss fünf amerikanischen Filmstudios Schadensersatz für die unerlaubte Verbreitung von Filmen leisten. Ein Gericht in der Hauptstadt Beijing befand, dass Sohu.com verschiedene Titel der Studios unerlaubt zum Download angeboten hatte und sprach den Klägern Schadensersatz in Höhe von insgesamt 1,08 Millionen Yuan (rund 105.000 Euro) zu. Die Summe wird nach Vorgabe des Gerichts unter den Studios Fox Movies, Sony Pictures, New Line, Warner Brothers und Universal aufgeteilt. Die Kammer orientierte sich dabei an Faktoren wie der Dauer des Verstoßes oder der Popularität des jeweiligen Films.

Nach Berichten in US-Medien und chinesischen Tageszeitungen konnten Nutzer des Portals um die in China beliebte Suchmaschine unter anderem die Hollywoodproduktionen "The Day After Tomorrow", "Der Herr der Ringe: Die Gefährten", das Remake des Romero-Schockers "Dawn of the Dead" sowie einen Harry-Potter-Film herunterladen. Insgesamt waren Angaben des internationalen Verbandes der Filmindustrie (MPA) zufolge zehn Filme der klagenden Studios illegal im Angebot von Sohu.com. Die für das Download-Angebot zuständige Tochtergesellschaft Beijing Sohu Internet Information Service muss den Dienst nun einstellen und ihr Fehlverhalten öffentlich anerkennen. Eine Sprecherin des Unternehmens bestätigte US-Medienberichten zufolge das Urteil, wollte den Vorgang aber nicht kommentieren.

Der Richterspruch zeigt, dass sich auch China mit Urheberrechten und deren Schutz beschäftigt. Auch das dürfte die MPA und ihre erfolgreich streitenden Mitglieder freuen, auch im Hinblick auf weitere 35 Verfahren, die noch laufen sollen. Der chinesische Markt gilt der Filmindustrie und ihren Verwandten aus der Musikbranche als Problemzone mit hohem Piratenanteil. 244 Millionen US-Dollar (185 Millionen Euro) will die US-Filmindustrie durch entgangene Kartenverkäufe allein in China verloren haben, so die offizielle Zahl der MPA. Allerdings müssen auch die Industrievertreter zugeben, dass für diese Verluste und die grassierende Piraterie unter anderem die Zulassungspolitik der chinesischen Behörden verantwortlich ist. So kämen jedes Jahr nur wenige US-Titel offiziell in chinesische Kinos. Von den illegal auf Sohu.com angebotenen zehn Filmen waren nur fünf vorher auch im Kino zu sehen. (vbr)