Nintendo plant die "Revolution"

Controller und Spiele sind inzwischen so komplex geworden sind, dass viele Menschen vor Videospielen zurückschrecken, meint Nintendo-Chef Satoru Iwata. Eine neue Ein-Hand-Bedienung der nächsten Spielkonsole soll die Videospiel-Industrie revolutionieren.

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Von
  • Martin Kölling

Der japanische Spielekonsolen- und Videospielentwickler Nintendo will das Spielerlebnis durch ein neues Controller-Konzept revolutionieren. Auf der Tokyo Game Show, eine der Leitmessen der Videospielbranche, hat Nintendo-Chef Satoru Iwata heute eine Bedieneinheit für seine kommende Spielekonsole "Revolution" vorgestellt, die wie eine Fernbedienung für den Fernseher mit einer Hand bedient werden kann. Bisher braucht man sowohl für Nintendos Gamecube als auch Sonys PlayStation 2 und Microsofts Xbox beide Hände. Ein zweiter Neben-Controller kann per Kabel angeschlossen werden. So können sich im Spiel beide Hände frei bewegen. Durch den Anschluss mehrerer Einheiten kann die ganze Familie gemeinsam spielen.

Nintendos neuer Konsolen-Controller [Klicken für vergrößerte Ansicht]

Durch einen zusätzlichen Sender in der Ein-Hand-Bedienung werden außerdem die Bewegung, die Richtung und die Entfernung des Controllers vom Fernseher an die Spielkonsole übermittelt. Dadurch will Nintendo eine dritte Dimension in die virtuelle Spielwelt einführen. In Filmen demonstrierte Iwata einige Möglichkeiten: Mit zwei Hauptcontrollern könnte man Schlagzeug am TV spielen, zwei Mädchen gingen mit virtuellen Fliegenpatschen auf Mückenjagd, Opa und Enkel werfen Angeln aus, ein Mann übte sich im Schwertkampf.

Nintendo verabschiedet sich damit aus dem Wettrennen mit den Giganten Microsoft und Sony um die schnellste Rechenmaschine. Bislang versuchten die Firmen so, durch immer fotorealistischere Spiele neue Kunden zu gewinnen. Dieses Wachstumsrezept der vergangenen 20 Jahre trägt nicht mehr, sagte Iwata. "Wir müssen den Erfolg der Vergangenheit vergessen und zurück zu den Ursprüngen gehen. Solange wir nicht mehr Menschen zum Spielen bringen, können wir den Markt nicht mehr expandieren."

Das Problem ist seiner Meinung nach, dass die Controller und die Spiele inzwischen so komplex geworden sind, dass viele Menschen vor Videospielen zurückschrecken. Durch die Verbindung einfacher Handhabung und den neuen Möglichkeiten will Nintendo nun sowohl Spiele-Freaks wie auch Nicht-Spieler vom Kleinkind bis zum Rentner für Videospiele begeistern.

Der lang anhaltende Applaus nach der Präsentation wird Iwata Mut gemacht haben, dass er damit auf der richtigen Fährte liegt. Experten waren mit der Bewertung dieses Bedienkonzepts noch vorsichtig, weil Iwata nur Ideen, aber keine konkreten Spiele vorstellte. Auch sind die konkreten Leistungsdaten der Revolution anders als bei Sonys neuer PlayStation 3 und Microsofts Xbox 360 noch weit gehend unbekannt. Industriekenner nehmen daher an, dass Nintendo nicht die gleiche Grafikleistung wie seine Rivalen bieten kann. (Martin Kölling für Technology Review) / (anw)