Sättigung bei Internet-Zugängen in der Schweiz

Neue Online-Service-Angebote könnten die Nachfrage nach Internet-Zugängen allerdings wieder ankurbeln, hält das Schweizerische Bundesamt für Statistik in einer Studie fest.

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Von
  • Tom Sperlich

Die Zeiten des rasanten Wachstums bei Internet-Zugängen in der Schweiz scheinen vorbei. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine neue Studie des Schweizerischen Bundesamts für Statistik (BFS). Rund 71 Prozent der Haushalte in der Schweiz seien mit einem Computer ausgestattet, aber nur 61 Prozent hätten einen Zugang zum Internet, hält das Bundesamt fest. Allerdings, so die Schweizer Statistiker, lasse sich dieser Unterschied in gleicher Größenordnung auch auf europäischer Ebene nachweisen. Das Voranschreiten bei der Ausstattung der Haushalte mit PCs und Modems zeige aber, "dass der Internet-Zugang am Wohnsitz sich weiter ausbreitet, wenn auch etwas langsamer als Ende der neunziger Jahre oder zu Beginn des 21. Jahrhunderts".

Immerhin steht die Schweiz im internationalen Vergleich an fünfter Stelle, hinter Südkorea (86 Prozent), Island (81 Prozent), Dänemark (69 Prozent) und den Niederlanden (65 Prozent). Deutschland und Norwegen folgen dicht darauf mit 60 Prozent. In den Nachbarländern der Schweiz, Frankreich und Italien, haben hingegen nur 34 Prozent einen Internet-Zugang im Heimbereich. Innerhalb der Bevölkerung werde die Nützlichkeit des Internet immer noch sehr unterschiedlich wahrgenommen, konstatiert das BFS. Ein Fünftel der eidgenössischen Haushalte wolle überhaupt keinen Internet-Anschluss. Entsprechend sei in absehbarer Zeit mit einer Sättigung der Nachfrage nach Neuanschlüssen zu rechnen. "Eine erneute Stimulierung der Nachfrage würde vermutlich eine starke Entwicklung neuer Online-Service-Angebote voraussetzen", schreibt das BFS in seiner Studie (PDF-Datei).

Die Gründe, weshalb Haushalte keinen Internet-Anschluss haben wollten, seien vielfältig. Sieben Prozent der befragten Haushalte hätten angegeben, woanders über einen Internet-Zugang zu verfügen. 21 Prozent wollten überhaupt keinen Zugang oder sähen keinen Nutzen darin. Vier Prozent seien die Kosten zu hoch und sechs Prozent hätten fehlende Kompetenzen angegeben. Auf einen Internet-Anschluss verzichten demnach insbesondere ältere Menschen. Während weniger als ein Drittel der befragten Personen der Altergruppe bis 54 Jahre in Haushalten ohne Internet-Zugang lebt, klettert dieser Anteil auf mehr als 40 Prozent in der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen und steigt bei den ab 65-Jährigen sogar auf 80 Prozent an.

Auch das Haushaltseinkommen spielt offenbar eine wichtige Rolle: Nur 22 Prozent der Schweizer Haushalte mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von weniger als 3000 Franken (1857 Euro) verfügten im Jahr 2004 über einen Internet-Zugang an ihrem Wohnsitz. Der Anteil erhöht sich auf über 50 Prozent bei einem monatlichen Bruttoeinkommen zwischen 5000 (3096 Euro) und 7000 Franken (4334 Euro) und erreicht ein Maximum von 84 Prozent bei darüber liegenden Einkommen. Eine Differenzierung ist auch in Bezug auf die Haushaltsgröße zu sehen: Je mehr Personen in einem Haushalt leben, desto höher ist der Anteil mit Internet-Zugang. Ein-Personen-Haushalte verfügen nur zu 42 Prozent über einen Internet-Zugang. Hingegen sind mehr als 80 Prozent der Haushalte ab drei Personen ans Internet angeschlossen.

Das BFS betont, dass diese Feststellung durch Untersuchungen auf europäischer Ebene bestätigt wird, nach denen sich die Präsenz von Kindern im Haushalt als determinierender Faktor für den Zugang zur IKT herausstellt. So lag im Jahr 2004 der durchschnittliche Anteil der europäischen Haushalte (EU25), die über einen Internet-Zugang verfügen, für Haushalte mit Kindern bei 55 Prozent. Dagegen liegt er für Haushalte ohne Kinder bei nur 38 Prozent. Stark ausgeprägt ist in der Schweiz auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während 83 Prozent der Männer das Internet zu Hause nutzten, taten dies nur 67 Prozent der Frauen. (Tom Sperlich) / (pmz)