Hauchdünne E-Paper-Displays

Elektronisches Papier könnte in den kommenden Jahren von einer eher exotischen Displaytechnik zum Allgemeingut mutieren.

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Elektronisches Papier könnte sich in den kommenden Jahren von einer bislang eher ungewöhnlichen Displaytechnik zum Allgemeingut wandeln. Das suggeriert zumindest die Vielzahl der hauchdünnen E-Paper-Displays, die auf der DisplayWeek 2007 in Long Beach gezeigt werden. Zumeist handelt es sich dabei um elektrophoretische Displays, bei denen elektrisch geladenen Teilchen in einer Flüssigkeit schwimmen. In einigen E-Paper-Displays kommen auch organische Leuchtschichten zum Einsatz, einige Hersteller setzen auf bistabile LCDs.

In der so genannten elektronischen Tinte bewegen sich unterschiedlich geladene schwarze und weiße Kügelchen im elektrischen Feld an die Displayoberfläche und erzeugen so einen hellen oder eine dunklen Bildpunkt. Pioniere dieser Technik sind Xerox und E-Ink. Während Xerox die Entwicklung seiner Gyricon-Schirme vor einigen Jahren eingestellt hat, findet man die E-Ink-Technik heute in vielen E-Paper-Displays.

Das reflektive E-Paper braucht keine stromfressende Hinterleuchtung. Es zeichnet sich durch seine geringe Leistungsaufnahme aus und ist bistabil, behält seinen Bildinhalt also auch nach Wegfall der Spannungsversorgung. Die bistabile Darstellung ist eine Grundvoraussetzung für die Verwendung in E-Books, die teilweise auch biegsamen Schirme empfehlen sich zudem als digitale Schilder.

Samsung präsentiert in Long Beach diverse Elektrophorese-Displays, die 16 Graustufen unterscheiden können. Seinen biegsamen Schirm im A4-Format mit 14,3 Zoll Diagonale brachte der koreanische Displayspezialist auf einen Plastikträger, die Ansteuerung der 1030 × 750 Pixel übernehmen kleine Transistoren aus amorphem Silizium. Farbig wird das E-Paper-Display durch Farbfilter an der reflektierenden Pixelschicht. Auch das ebenfalls am Stand gezeigte achtzöllige E-Paper nutzt solche Farbfilter. Ein Eyecatcher ist das 40-zöllige Elektrophorese-Display, das Bilder mit der TV-typischen Auflösung von 1366 × 768 zeigt. Die durchschnittliche Leistungsaufnahme des schwarzweißen 1-m-Schirms beträgt laut Samsung 300 mW, wenn der Bildinhalt einmal pro Minute aufgefrischt wird. Das für ein E-Paper ungewöhnlich große Display sieht Samsung eher als digitale Anzeige denn als elektronische Zeitung.

Der LCD-Spezialist zeigt als mögliche E-Paper-Spielart zudem einen hauchdünnen organischen Schirm. Das 14,1-zölllige Plastikdisplay bezeichnet Samsung als weißes Tandem-OLED, da es außer den RGB-Grundfarben auch weiß leuchtende Subpixel besitzt. Mit seinen insgesamt 1280 × 768 Bildpunkten (WXGA) erreicht es eine Pixeldichte von 106 dpi. Es soll einen Maximalkontrast von 1000 : 1 und eine Spitzenleuchtdichte von 500cd/m2 bieten. Bei dem selbstleuchtenden OLED hängt die Schirmhelligkeit anders als bei den rein reflektiv arbeitenden elektrophoretischen Displays nicht vom Umgebungslicht ab. Marktreife hat das leuchtstarke OLED indes nicht.

In Nachbarschaft zum Samsung-Stand präsentiert auch LG.Philips (LPL) unterschiedliche elektronische Papiere, die auf der Technik von E-Ink basieren. Für ein 14,1-zölliges E-Paper-Display nutzt der LCD-Hersteller wie Samsung Farbfilter an der reflektierenden Schicht, an einem sechszölligen Display kann man schwarzweißen Text mit fein gezeichneten 166 dpi lesen. Auch LPL zeigt ein E-Paper mit organischem Schirm: Das vierzöllige OLED nutzt 320 × 240 Bildpunkte mit jeweils roten, grünen und blauen Subpixeln und erreicht so eine Pixeldichte von 100 dpi.

Die Firma Nemoptic erzielt mit seinem schwarzweißen E-Paper im A4-Format fein gezeichnete 200 dpi. Nemoptik nutzt an Stelle einer elektronische Tinte bistabile LCDs, so genannte BiNems. Das 14-zöllige Display ist zwei Millimeter dünn, kann das Bild in weniger als einer Sekunde komplett neu aufbauen und hält es anschließend ohne externe Stromzufuhr auf dem Schirm.

Prime View International zeigt am Stand ein superleichtes E-Book mit einem bistabilen Elektrophorese-Display. Der Reader ist in Asien bereits auf dem Markt und soll demnächst auch in Europa angeboten werden. Über den Zeitpunkt machte PVI indes keine genauen Angaben. Dass sich die dünnen E-Paper-Displays in Serie produzieren lassen, hat Prime View bereits unter Beweis gestellt: Das taiwanische Unternehmen fertigt unter anderem das E-Paper für Sonys eReader und für den Iliad von iRex. In Long Beach präsentiert PVI eine ganze Reihe elektronischer Papiere mit der so genannten MagicMirror-Technik, darunter ein biegsames sechszölliges Display mit aktiv-Matrix-Transistoransteuerung.

Reifenhersteller Bridgestone, der im vergangenen Jahr auf der SID erstmals seine Puderdisplays vorstellte, belegt am Stand, dass diese spezielle Spielart der elektrophoretischen Displays keine Eintagsfliege war. Schwarzweiße Papiere kann man dort ebenso bewundern wie Varianten, bei denen an Stelle schwarzweißer bunte Puderkügelchen im elektrischen Feld bewegt werden. Die so eingefärbten Displays können allerdings keine echten Farbbilder produzieren, sondern beschränken sich auf partiell eingefärbte Bildflächen. Vollfarbiges E-Paper sieht der Herstellers in seiner Roadmap erst ab 2008 vor. (uk)