Gates-Stiftung: Widersprüche in der Finanzpolitik

Die Gates Foundation ist nach Recherchen an zahlreichen Unternehmen beteiligt, die der Politik der guten Taten deutlich zuwiderlaufen.

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Von
  • Florian Rötzer

Die Wohltätigkeitsorganisation von Bill Gates, die Bill & Melinda Gates Foundation, ist einem Bericht der Los Angeles Times zufolge in Unternehmungen verstrickt, die der Politik der guten Taten deutlich zuwiderlaufen. "Investieren mit blinden Augen" ("blind-eye investing") nennt das die Zeitung.

Der wohltätige Teil der Stiftung weiß nichts davon – und soll davon auch nichts wissen –, was der vermögensschaffende Teil macht. Sie soll unabhängig von Finanzinteressen allein dem wohltätigen Zweck verpflichtet sein. Dies führt allerdings zu Widersprüchen zwischen Investments und Stiftungszweck. So soll die Gates Foundation einerseits mit 218 Millionen Dollar Polio- und Masernschutzimpfungen sowie entsprechende Forschungen subventionieren, um Nöte etwa im Niger-Delta zu lindern. Andrerseits investiert die Stiftung über 400 Millionen Dollar in Unternehmungen wie Eni, Royal Dutch Shell, Exxon Mobil Corp., Chevron Corp. und die französische Total, welche für den außergewöhnlich hohen Verschmutzungsgrad der Luft und entsprechende Folgekrankheiten im Niger-Delta verantwortlich gemacht werden.

In Ispingo in Südafrika, von Umweltschutzaktivisten "Cancer Valley" genannt, soll die Emission von Dioxin und anderen karzinogenen Stoffen zu den höchsten der Welt gehören. Die Gates-Foundation ist ein kapitaler Anteilseigner der Konzerne BP und Royal Dutch Shell, denen die Anlagen gehören, die für die Emission der Gifte verantwortlich sind.

Die Stiftung soll nach Angaben der Los Angeles Times auch bedeutende Anteile an Firmen halten, die zu den schlimmsten Umweltverschmutzern in den USA und Kanada gehören (ConocoPhillips, Dow Chemical Co. und Tyco International Ltd.). Auch gehöre sie zu den Investoren bei Unternehmen, die für erkrankte Kinder mitverantwortlich sind, oder bei Pharmaunternehmen, die Preise für Medikamente gegen AIDS so hoch halten, dass sie für viele Patienten unerschwinglich sind. Gleichzeitig ist die Bekämpfung von AIDS eine der zentralen Anliegen der Stiftung. Insgesamt, schreibt die Zeitung auf Basis ihrer Recherchen, sollen Hunderte von Investitionen der Gates-Foundation im Wert von mindestens 8,7 Milliarden Dollar in Unternehmen gesteckt werden, die den gesundheitlichen und sozialen Wertmaßstäben der wohltätigen Ziele widersprechen. (tpa/Telepolis)

Siehe dazu auch in Telepolis:

(fr)