Bisher kein weiteres Gebot für EMI

Die erwartete Bieterschlacht um den britischen Musikkonzern will nicht recht in Gang kommen. Die Branche blickt auf den US-Major Warner Music, von dem ein neues Gebot erwartet wird.

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Bisher bleibt die Bieterschlacht aus. Der britische Musikkonzern EMI, immerhin einer der vier größten der Welt, hatte am vergangenen Montag seinen Aktionären empfohlen, das Angebot des Finanzinvestors Terra Firma über insgesamt 3,5 Milliarden Euro anzunehmen. Beobachter rechneten danach mit Gegenangeboten, unter anderem vom US-Konzern Warner Music, der EMI schon lange übernehmen will und sein jüngstes Angebot kurz vor der Offerte aus Finanzkreisen noch einmal nachgebessert hatte. Warner könne sich ein höheres Gebot durchaus leisten, schätzen Analysten, da die Fusion zweier Musikriesen einiges Sparpotenzial biete. Im Jahr 2004 hatte der US-Konzern das jährliche Sparpotenzial auf über 100 Millionen Pfund (rund 150 Millionen Euro) geschätzt.

Für in der Musikbranche unerfahrene Investoren biete sich diese Gelegenheit nicht. Dessen ungeachtet hatte der US-Investor Corvus Capital offenbar überlegt, ein Angebot der ehemaligen EMI-Manager Jim Fifield und Charles Koppelman zu unterstützen. Nach einem Bericht der New York Post bestätigte Corvus, ein Angebot von 2,78 britischen Pfund pro Aktie erwogen zu haben, das nach der Empfehlung EMIs für die Terra-Firma-Offerte von 2,65 Pfund aber nicht weiter verfolgt zu haben. Die Zeitung berichtet nun, dass Fifield und Koppelmann ihre Pläne mit anderen Geldgebern, darunter das Königshaus Katars, weiter vorantreiben wollen.

Warner Music prüft unterdessen die Bücher des britischen Konkurrenten. Während Branchenkenner ein neues Angebot der Amerikaner nicht ausschließen, ist Warner auch wegen der kartellrechtlichen Implikationen zögerlich. Die Fusion von Sony und der Bertelsmann Music Group (BMG) wird in Brüssel derzeit erneut geprüft, nachdem ein EU-Gericht die zunächst erteilte Genehmigung der EU-Kommission wieder kassiert hatte. Zuletzt hatten die europäischen Kartellwächter der Übernahme des Bertelsmann-Musikverlags BMG Music Publishing durch Universal-Mutter Vivendi unter Auflagen zugestimmt. Beobachter sehen darin ein positives Signal für SonyBMG sowie eine mögliche Ehe von Warner und EMI.

Unterdessen warten Internetnutzer auf den für Mai angekündigten Verkaufsstart kopierschutzfreier Musik aus dem EMI-Katalog im iTunes-Store. Der anstehende Verkauf des Major Labels soll sich den Unternehmen zufolge nicht auf die Pläne auswirken. Sowohl EMI als auch Apple erklärten auf Nachfrage, dass der ursprünglichen Ankündigung nichts hinzuzufügen sei und der Starttermin im Mai stehe. Dafür bleibt ihnen noch eine Woche Zeit. (vbr)