Roboterregatta in Lübeck

Auf der Wakenitz in Lübeck tragen 16 Teams noch bis Samstag die vierte Weltmeisterschaft im Robotersegeln (WRSC) aus. Die Teilnehmer treten in drei Bootsklassen gegeneinander an und müssen auch unter guten Bedingungen hohen Anforderungen genügen.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

In Lübeck hat am Dienstag die vierte Weltmeisterschaft im Robotersegeln (World Robot Sailing Championship, WRSC) begonnen. 16 Teams aus sechs Ländern haben sich für den Wettbewerb angemeldet, der in drei Kategorien mit autonomen Segelbooten unterschiedlicher Größe ausgetragen wird. Hervorgegangen ist die Veranstaltung, die zum ersten Mal in Deutschland stattfindet, aus dem Vorhaben einer Atlantiküberquerung mit autonomen Segelrobotern: Die Microtransat Challenge wurde 2006 ins Leben gerufen.

Zunächst haben die automatischen Skipper auf sanften Binnengewässern oder in geschützten Meeresbuchten geübt, bevor sie sich ins offene Meer hinaus wagten. Als im vergangenen Jahr erstmals die ganz große Fahrt versucht werden sollte, ging jedoch nur ein Boot an den Start: die "Pinta" von der britischen University of Aberystwyth. Als nach 49 Stunden der Funkkontakt abbrach, kreuzte sie immer noch vor der irischen Küste. Damit ist die Pinta zwar das bislang erfolgreichste autonome Segelboot – vom eigentlichen Ziel aber noch sehr weit entfernt.

Die Teams, die ihre Boote noch bis Samstag auf der Wakenitz in Lübeck ins Rennen schicken, müssen auch unter vergleichsweise milden Bedingungen hohen Anforderungen genügen. "Im Vergleich zu anderen Robotern kann man nicht einfach in eine beliebige Richtung steuern und Gas geben oder bremsen", erklärt Alexander Schlaefer von der Universität Lübeck. "Alles hängt immer von Wind, Wellen und Strömungen ab. Und dann muss man mit relativ wenigen Sensoren Position, Kurs und Windrichtung schätzen und anderen Booten ausweichen."

Ursprünglich sollten am Dienstag bereits die ersten Wettbewerbe ausgetragen werden. Da einige Teams aber spät eingetroffen sind, gab es zunächst nur Trainingsläufe und Demonstrationen für die Presse. Am Nachmittag beschäftigte sich dann eine Konferenz mit den wissenschaftlichen und technischen Fragen des Robotersegelns. Die Konferenz endet morgen mittag mit Präsentationen der einzelnen Teams.

WRSC Lübeck: Erster Tag (4 Bilder)

Kreuzen

Zwei Boote der MicroMagic class kreuzen auf der Wakenitz. Sie dürfen von Computern am Ufer gesteuert werden, einige haben aber auch ihre eigenen Computer an Bord. (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Dann beginnt der eigentliche Wettbewerb, bei dem die Boote vorgegebene Wegpunkte ansteuern, eine Position möglichst präzise halten sowie Tempo und Ausdauer zeigen müssen. Es gibt drei Größenklassen: In der "Microtransat class" sind Boote bis vier Meter Länge erlaubt, in der "Sailboat class" dürfen sie maximal zwei Meter lang sein. Neu ist die "MicroMagic class" mit Modellbooten von 53 Zentimeter Länge, die auch finanziell weniger üppig ausgestatteten Teams die Teilnahme ermöglichen soll.

Die WRSC selbst sei ins Leben gerufen worden, um Neulingen den Einstieg ins Robotersegeln zu erleichtern, erklärt Roland Stelzer vom amtierenden Weltmeisterteam Roboat. Die Microtransat Challenge hatte sich rasch zu einem Niveau entwickelt, das es Neueinsteigern schwer machte. Bei einem Wettbewerb wie in Lübeck ließen sich hervorragend Algorithmen, etwa für die Hinderniserkennung, testen. Das Material dagegen werde nicht so auf die Probe gestellt wie im Atlantik, wo Salzwasser und hoher Seegang die Schiffe gefährden.

An der diesjährigen Microtransat Challenge, die im September startet, wird Roboat nicht teilnehmen. Da das Boot für ein Projekt zur Beobachtung von Walen und der Aufzeichnung ihrer Gesänge benötigt wird, will das Team nicht riskieren, es zu verlieren. Auf der Wakenitz ist dieses Risiko, anders als auf dem Atlantik, relativ gering. (vbr)