Telekom kommt beim Konzernumbau voran

Trotz des andauernden Streiks kann Telekom-Chef Rene Obermann seine Pläne für den Konzernumbau teilweise schon umsetzen. Ein Imageschaden droht jetzt wegen des Doping-Skandals beim Team T-Mobile.

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Von
  • Martin Murphy
  • dpa

"Bulldozer", "DObermann", "Arbeitsplatzvernichter" – Telekom-Chef René Obermann hat in den vergangenen Wochen viele Namen von den streikenden Mitarbeitern des Bonner Konzerns erhalten. Spurlos geht der Konflikt um die Auslagerung von rund 50.000 Beschäftigten in den neuen Bereich T-Service nicht an ihm vorbei. Der sportliche Manager verlor einige Kilogramm an Gewicht. Seinen festen Willen hat er aber behalten: An der Gründung von T-Service hält Obermann unverändert fest.

Der Personalumbau gilt als wichtiger Baustein in der Strategie, das Unternehmen fit zu machen für die Zukunft. Nicht minder wichtig sind geplante Akquisitionen und die Partnersuche für T-Systems. "Diese Punkte arbeitet der Vorstand Stück für Stück ab", sagt ein Manager, der ungenannt bleiben will. Der nächste sichtbare Schritt soll die Übernahme der niederländischen Handy-Tochter von France Telecom sein.Damit kann aus Sicht von Experten allerdings nicht Schluss sein: "Die Telekom muss in Wachstumsmärkten wie Brasilien, Russland, Indien und China oder Afrika investieren", sagt Martin Gutberlet von der Marktforschungsgesellschaft Gartner. Obermann selbst kündigte Zukäufe ausländischer Mobilfunkunternehmen an, wenn sie zum Konzern passen.

Auch für die renditeschwache Geschäftskundensparte T-Systems zeichnet sich eine Lösung ab. So spricht die Telekom mit einer Reihe von möglichen Partnern, darunter EDS und der indischen Tata. In den kommenden vier Wochen will die Telekom eine Vorauswahl treffen und mit einigen Interessenten weiterverhandeln.Im Sommer soll die Transaktion unter Dach und Fach gebracht werden, hießt es im Konzern. Einen Verkauf der Sparte, auf den der Großinvestor Blackstone gedrängt hatte, ist damit vom Tisch. "Wir werden weiter in diesem wichtigen Geschäftsfeld vertreten sein", sagt der Telekom-Manager.

Obermann hat ein strammes Programm zu bewältigen – nun kommt noch die Doping-Affäre im Radsportteam T-Mobile beziehungsweise dem früheren Team Telekom hinzu. Die Bewältigung der Krise kostet das Management Zeit, dabei ist es mit der Suche nach einer Lösung für T- Service voll eingedeckt. Experten sprechen zudem von einem hohen Imageschaden für den rosa Riesen.

Beim geplanten Stellenumbau ist ein Ende des Streiks derzeit überhaupt nicht absehbar. Da die Gewerkschaft sich quer stellt, will der Vorstand die umstrittene Gründung von T-Service im Alleingang durchziehen. Die betroffenen Mitarbeiter sollen bis Ende Mai ein Angebot erhalten, das mit Mehrarbeit und einer Lohnkürzung verbunden sein wird. Das wird ver.di nicht schmecken und den Arbeitskonflikt verschärfen, sagten Experten.

Dennoch hat Obermann seit seinem Amtsantritt vor rund sieben Monaten einiges bewegt. So arbeiten Festnetz- und Handy-Sparte enger zusammen. Kräftige Zuwächse verbucht der Konzern im wichtigen Breitbandgeschäft und schafft damit einen Ausgleich für den Rückgang in der traditionellen Telefonie. Mit Preisnachlässen erhöht die Telekom nun den Druck auf die Konkurrenz, was durch die Einführung einer Billigmarke im Sommer noch verstärkt wird.

Als ein weiterer Schritt gilt zudem die Vereinfachung der Markenvielfalt: Statt mit T-Com, T-One und anderen Wortschöpfungen wirb der Konzern nur noch mit T-Home und T-Mobile um Privatkunden. Laut Obermann schafft dies jährlich Einsparungen in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags. Doch intern regt sich erste Kritik – vor allem an der Vergabe des Marketingbudgets an die Werbefirma DDB Group. Mit dessen Chef ist Obermann eng verbunden.

Die Maßnahme habe einen faden Beigeschmack, heißt es im Konzern. Denn profitiert haben davon die Werbeagenturen Tribal DDB und Saatchi+Saatchi, die statt vieler externer Dienstleister als einzige übrig blieben. DDB-Chef Tonio Kröger ist ein wichtiger Berater des Vorstands und Duzfreund von Obermann. "Mit einer Ausschreibung des Auftrags hätte die Telekom jedes Geschmäckle vermieden", meint ein Insider.

Siehe dazu die Linkliste in c't-Hintergrund:

(Martin Murphy, dpa) / (vbr)