HP-Chef: "Wir erleben einen entscheidenden Moment in unserer Geschichte"

Konzernchef Léo Apotheker will bei Investoren für seinen radikalen Umbauplan werben. Die Pläne für ein Abstoßen der PC-Sparte, die Einstellung der WebOS-Smartphones und -Tablets sowie der Kauf des Cloud-Spezialisten Autonomy waren nicht gut angekommen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nach dem drastischen Kurseinbruch der Aktie von Hewlett-Packard will Konzernchef Léo Apotheker bei Investoren für seinen radikalen Umbauplan werben. Für diese Woche seien Treffen mit Aktionären in New York, Boston und London vorgesehen, sagte Apotheker der Financial Times. Die Aktie hatte am Freitag ein Fünftel ihres Werts verloren, nachdem Apotheker die Pläne zur Trennung vom PC-Geschäft vorgestellt und den Kauf des britischen Cloudsoftware-Spezialisten Autonomy angekündigt hatte. Außerdem zog sich HP aus dem Geschäft mit WebOS-Smartphones und -Tablets zurück (die Lagerbestände des Touchpad wurden in den USA bereits für Preise ab 99 US-Dollar  verramscht – was dem WebOS-Tablet zum Schluss noch einen ungeahnten Verkaufserfolg beschert).

"Wir erleben einen entscheidenden Moment in unserer Geschichte", sagte Apotheker. Er sei überzeugt, dass HP die jährliche Umsatzlücke von 40 Milliarden Dollar, die beim Abschied von der PC-Sparte entstehen würde, wieder schließen könne. Der Konzern werde dadurch aber auf lange Sicht eine bessere Rendite und bessere Wachstumsaussichten haben. Statt eines Konglomerats unabhängig geführter Bereiche müsse Hewlett-Packard ein integriertes Unternehmen mit Software im Mittelpunkt werden. Wenn man diesen Schritt nicht machte, würde HP sich zu einer Randerscheinung entwickeln.

Obwohl HP der weltgrößte PC-Produzent ist, prüft der Konzern alle Optionen für die Sparte, weil sie weniger ertragsstark ist als andere Bereiche. Die Umsatzlücke von rund 40 Milliarden US-Dollar, die ein Spin-off der Sparte in den HP-Bilanzen hinterlassen würde, werde man über kurz oder lang ausgleichen können, ist sich Apotheker sicher; er gehe davon aus, dass HP auf lange Sicht dadurch bessere Margen und besseres Wachstum erzielen könne. Erreichen will der frühere SAP-Chef dies, in dem er den Schwerpunkt auf Unternehmenssoftware setzt.

Die Anleger konnte Apotheker mit den Plänen nicht überzeugen: Sie ließen die Aktie am Freitag um 20,03 Prozent auf 23,60 Dollar abstürzen. Der Konzern verlor damit binnen eines Tages mehr als 10 Milliarden Dollar an Börsenwert. Am heutigen Montag konnten HP-Aktien bis zum Mittag immerhin wieder um 2,12 Prozent zulegen. Im vorbörslichen Handel in New York stieg der HP-Kurs um 1,44 Prozent. (jk)