US-Studie: Soziale Netzwerke beliebt bei jungen Drogenkonsumenten

Jugendliche Nutzer sozialer Netzwerke sind einer Studie zufolge drogenaffiner als ihre nicht bei Facebook & Co aktiven Altersgenossen. Ein Grund dafür seien problematische Inhalte, die Teenager dort zu sehen bekämen.

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Von
  • Johannes Haupt

US-amerikanische Teenager, die Zeit in sozialen Netzwerken wie Facebook verbringen, konsumieren mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit Rauschmittel als Social-Media-Abstinenzler. Das geht aus einer Studie (PDF-Datei) des National Center on Addiction and Substance Abuse an der New Yorker Columbia University hervor, die am Mittwoch veröffentlich wurde. 70 Prozent der 2.043 im Rahmen der Studie befragten 12- bis 17-Jährigen nutzen regelmäßig mindestens ein soziales Netzwerk. Im Vergleich zu Jugendlichen, die nicht oder nur sporadisch in sozialen Netzwerken unterwegs sind, befinden sich in dieser Gruppe fünfmal mehr Raucher (10 zu 2 Prozent), dreimal mehr Alkoholkonsumenten (26 zu 9 Prozent) und doppelt so viele Kiffer (13 zu 6 Prozent).

Die Wissenschaftler führen das unter anderem auf bei Facebook & Co. gepostete Inhalte zurück: Die Hälfte der jugendlichen Nutzer sozialer Netzwerke kommen dort gemäß der Studie in Kontakt zu Fotos von betrunkenen, weggetretenen oder Drogen konsumierenden Altersgenossen. Mit der Betrachtung dieser Fotos vervielfacht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche selbst zu Rauschmitteln greifen. Besonders alarmierend finden es die Wissenschaftler, dass über die Hälfte der Kinder, die in sozialen Netzwerken Bilder von "Drogenopfern" gesehen hätten, bei der ersten Begegnung mit solchen Fotos nicht älter als 13 Jahre gewesen seien.

Auch den ebenfalls befragten Eltern wird von den Wissenschaftlern ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Neun von zehn Erwachsenen glauben nicht, dass soziale Netzwerke einen negativen Einfluss auf das Suchtverhalten ihrer Kinder haben könnten. Lediglich 64 Prozent der Eltern beschäftigen sich mit der Social-Media-Nutzung ihres Nachwuchses. Die Wissenschaftler rufen angesichts der Ergebnisse die Betreiber sozialer Netzwerke dazu auf, technische Vorkehrungen zum Schutz der Jugendlichen. Wer Bilder von sich oder anderen veröffentlicht, auf denen die Folgen von Drogenmissbrauch zu sehen sind, müsse von sozialen Netzwerken ausgeschlossen werden. Erst vor wenigen Wochen war eine weitere Studie vorgestellt worden, laut der bei Facebook und Co. angemeldete Kinder narzisstischer seien und die Netzwerke massiv vom Lernen ablenkten.

Weiter sind die Autoren der Studie zu der Erkenntnis gekommen, dass Opfer von Cyber-Mobbing mehr als doppelt so häufig zu Rauschmitteln greifen wie nicht davon betroffene Jugendliche. Zudem trage der Konsum einschlägiger Fernsehsendungen (Reality-Formate wie "Jersey Shore" oder Teenie-Serien wie "Gossip Girl") zur Gefährdung bei. Eine wichtige Funktion kommt außerdem den Eltern zu. Wenn Vater und Mutter eine gemeinsame Position zu Alkohol, Tabak und Marihuana haben, ist die Missbrauchsgefahr bei den Kindern deutlich geringer als bei widersprüchlichen Aussagen der Eltern. Überhaupt spielen der Studie zufolge intakte Familienverhältnisse eine überragende Rolle beim Umgang von Jugendlichen mit Rauschmitteln: Die Wissenschaftler haben einen starken Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der gemeinsamen Abendessen in einer Familie und der jugendlichen Drogennutzung festgestellt. (jh)