Aus drei mach eins: Nächster Algorithmus zur SMS-Komprimierung

Über das Java-Applet smsZipper können die Textinformationen von drei SMS in einer einzigen Kurznachricht verpackt werden. Zum Entschlüsseln muss die Applikation auch beim Empfänger installiert sein, zudem ist der Komprimierungsgrad sprachabhängig.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Sven-Olaf Suhl

Unter dem Motto "Aus drei mach eins" stellen Wissenschaftler der dänischen Aalborg Universitet und der TU Berlin ein Programm zur Komprimierung von Kurznachrichten namens smsZipper vor. Die Java-Anwendung verspricht, kurze Texte auf bis zu ein Drittel ihrer ursprünglichen Länge zu komprimieren. Damit bräuchte man anstelle von drei Standard-SMS, die zusammen maximal 480 Zeichen enthalten können, lediglich eine SMS zu übertragen und zu bezahlen. Der Austausch komprimierter Botschaften ist allerdings auf Geräte beschränkt, auf denen die Applikation installiert ist. Zudem ist der Komprimierungsgrad sprachspezifisch – bislang stehen Programmversionen für Englisch, Deutsch, Italienisch und Dänisch zur Verfügung. Privatanwender können die Software kostenlos beziehen.

Der in J2ME (Java 2 Platform Micro Edition) entwickelte smsZipper setzt beim Handy MIDP 2.0 (Mobile Information Device Profile) und CLDC (Connected Limited Device Configuration) 1.0 voraus. Eine Liste geeigneter Endgeräte haben die Dänen online gestellt. Die Produktbeschreibung (PDF-Datei) des smsZipper enthält Screenshots der Anwendung auf einem Nokia-Handy vom Typ 6630: Die Menüschritte zum Schreiben einer gezippten Botschaft ähneln denen beim Verfassen einer normalen SMS. Auch lassen sich die Adressaten aus dem Telefonverzeichnis der Handys hinzufügen und es kann die Eingabehilfe T9 genutzt werden.

Zugleich weisen die Entwickler darauf hin, dass der Grad der Komprimierung stark vom Wortschatz des Anwenders abhängt. Gegenüber heise online erläuterte Clemens Gühmann, TU-Professor im Fachgebiet Elektronische Mess- und Diagnosetechnik (MDT), dass der Algorithmus für eine jeweilige Sprache "angelernt" werden müsse, um einen hohen Komprimierungsgrad zu erzielen. Gühmann räumte ein, dass der smsZipper zum Beispiel beim Komprimieren von Slang-Begriffen dieses Ziel deutlich verfehlen kann.

Auch wer Kurztexte in Hochdeutsch verfasst, muss eine Menge Aufwand treiben, um mit smsZipper Geld sparen zu können. Noch schwerer wiegt der Nachteil, dass der Adressatenkreis auf andere Anwender des Programms beschränkt ist. Ein Blick in die Handy-Liste der geeigneten Handys zeigt, dass diese durchweg MMS-tauglich sind – ohnehin ist die Möglichkeit, Multimediabotschaften zu verfassen oder MMS zumindest anzuzeigen, inzwischen auch bei Einsteiger-Handys weit verbreitet. Versandkosten von 39 Cent oder 40 Cent pro MMS und kostenfreier MMS-Empfang innerhalb Deutschlands sind inzwischen branchenüblich und erlauben, 1000 Zeichen unkomprimiert zu versenden und darüber hinaus Dateien wie Fotos oder Audioclips anzuhängen. Hingegen liegt der Stückpreis für die Standard-SMS selbst bei Handy-Discountern um 15 Cent, andere Tarife bieten Vielschreibern noch günstigere SMS-Paketpreise.

Interessant erscheint die Arbeit der Forscher für andere Anwendungsgebiete. Die Entwickler hatten sich zum Ziel gesetzt, einen Komprimierungsalgorithmus zu entwickeln, der sich durch geringe Komplexität bei geringem Energieverbrauch auszeichnet. In einem Arbeitspapier (PDF-Datei) für den Mobile & Wireless Communication Summit halten die Forscher fest, dass vorhandene Algorithmen beim Komprimieren von Texten mit wenigen hundert Zeichen Länge diese gar aufblähen statt sie zu verkürzen. Die Grundlagen des smsZipper erscheinen daher eher geeignet für Anwendungen wie die Machine-to-Machine- (M2M)-Kommunikation, um zum Beispiel Sensordaten akkuschonend- und Rechenzeit sparend zu übertragen. (ssu)