"In Estland wurde der Cyber-Krieg getestet"

Der estnische Ministerpräsident Andrus Ansip hat gegenüber dem Berliner Tagesspiegel Vorwürfe erneuert, wonach Russland für die wochenlange Blockade von Webseiten der Regierungsbehörden in Estland verantwortlich sei.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der estnische Ministerpräsident Andrus Ansip hat gegenüber dem Berliner Tagesspiegel Vorwürfe erneuert, wonach Russland für die wochenlange Blockade von Webseiten der Regierungsbehörden in Estland verantwortlich sei. "In Estland wurde das Modell eines neuen Cyber-Krieges getestet", sagte Ansip dem Tagesspiegel (Mittwochs-Ausgabe). Zum ersten Mal überhaupt sei ein unabhängiger Staat solchen Internet-Angriffen ausgesetzt gewesen. Estland ist eines der am stärksten auf das Internet setzenden Länder der EU und Vorreiter beim E-Government.

Die Vorkommnisse im Internet verglich der Regierungschef mit Blockaden von Häfen oder Flughäfen. Eine Beteiligung Russlands sei "absolut keine Frage", sagte Ansip. Einige Angriffe seien von IP-Adressen des Kremls gekommen, und es sei unwahrscheinlich, dass jemand von außerhalb diese Adressen für derartige Angriffe benutzt habe. Zugleich appellierte Ansip an die internationale Staatengemeinschaft, auf diese neue Form der Bedrohung gemeinsam eine Antwort zu finden.

Der Konflikt hatte sich an der Verlegung eines sowjetischen Kriegerdenkmals von der Innenstadt der estnischen Hauptstadt Tallinn auf einen Soldatenfriedhof am Stadtrand und der damit verbundenen Exhumierung von Angehörigen der Roten Armee entzündet, die 1941 ums Leben gekommen waren. Der "Bronzene Soldat" war im Jahr 1947 zu Ehren der sowjetischen Streitkräfte nach dem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland errichtet worden. Für viele Esten war das Denkmal aber auch ein Symbol für die sowjetische Besatzungszeit. (pmz)