Safari dominiert bei mobilen Browsern – oder auch nicht

Der Analysedienst Netmarketshare sieht Safari für über 50 Prozent der Seitenaufrufe von Mobilbrowsern verantwortlich, Konkurrent StatCounter zeichnet ein völlig anderes Bild – wer hat nun Recht?

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Von
  • Herbert Braun

"Apple führt auf dem sprunghaften Markt für mobile Browser", schrieb CNET am Donnerstag. Die dort präsentierten Zahlen, die der renommierte Analysedienst Netmarketshare liefert, nehmen sich in der Tat eindrucksvoll aus: Im Januar überschritt der iOS-Safari weltweit erstmals die 50-Prozent-Marke, über der er sich seit drei Monaten konstant hält. Opera rutschte innerhalb eines Jahres von einem knappen Drittel auf ein Fünftel der Zugriffe ab, Android steigerte sich auf 15 Prozent, Symbian nähert sich von oben der 5-Prozent-Marke.

Ein Blick auf die Daten des Hauptrivalen StatCounter lässt jedoch Zweifel aufkommen, ob beide Dienste überhaupt das Gleiche gemessen haben. Opera bleibt dort trotz geringer Verluste Marktführer; das Wachstum bei Android ist deutlich stärker, iPhone und iPod touch (die dort getrennt ausgewiesen werden) bringen es zusammen auf weniger als 20 Prozent und liegen hauchdünn hinter Google. Der Nokia-Anteil ist fast dreimal so groß wie bei Netmarketshare, bei BlackBerrys gehen die Zahlen um den Faktor 4 auseinander.

Eine Ursache für die Differenzen: StatCounter bezieht offenbar das iPad nicht mit ein, das zwar technisch gesehen mit dem iPhone fast identisch ist, aber überwiegend vom Sofa aus genutzt werden dürfte. Schwerwiegender ist jedoch, dass die Analysedienste nicht besonders präzise sind. Bereits bei Desktop-Browsern gehen die Zahlen zum Teil erheblich auseinander. Mobilgeräte sind nur für einen Bruchteil der Webseiten-Aufrufe verantwortlich (laut StatCounter derzeit exakt 7,12 Prozent), was die Verzerrungen offenbar vergrößert.

Ein weiteres Problem sind die enormen Unterschiede zwischen einzelnen Ländern, was die Verbreitung und die Nutzung der Geräte angeht; eine Untersuchung hat hierzu der Webstandard-Experte Peter-Paul Koch alias Quirksmode auf Basis von StatCounter-Daten angestellt. Verlässliche Daten haben nur die Browser-Hersteller, die den Traffic über einen Proxy leiten. Opera hat im Juli nach eigenen Angaben mit seinem Mini-Browser 74 Milliarden Webseiten ausgeliefert; das sind stolze zweieinhalb Mal so viel wie ein Jahr zuvor.

Was an belastbaren Aussagen übrigbleibt, ist also: Die Nutzung mobiler Browser nimmt weltweit sehr stark zu – und Analysedienste produzieren schöne Schlagzeilen, haben aber letztlich auch keine Ahnung. (heb)